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Rosa Elefant
Gast
Ich bin niemand, der sich an Marken orientierte oder dem ein Firmensignet wichtiger wäre als gute Qualität oder ein angemessener Preis; für Apple fiel ich somit schon immer aus der Zielgruppe. Dennoch tut es mir weh, hier und heute diesen Text zu schreiben. Er möge der Nachwelt einen Dienst erweisen oder auch nicht.
Als ich im September 2010 aufgrund zu reichhaltig vorhandener Ressourcen (Freizeit, Geld, Muße) meinen sicheren Hafen der bewährten Technik (Nokia X3) verließ und mich in der irrigen Annahme, ich könne ein Androidgerät einfach nur benutzen, in das Abenteuer Galaxy S stürzte, hat sich das auf meine Freude an aktueller Mobilfunktechnik positiv, auf mein Leben aber negativ ausgewirkt. Diese neue, bunte Wunderwelt hielt mich völlig im Bann, völlig ungeachtet des eher mauen Beginns, als ich die Hermes-Lieferung aus einer Pfütze klaubte. Als ich zwischendurch einmal das Gerät aus der Hand legte, um es zu laden, liefen mir plötzlich merkwürdige 3D-Charaktere über den Weg, die sich mir als meine Familie vorstellten. Samsung hat also schon damals alles richtig gemacht: Kaum hat man eines ihrer Geräte gekauft, schon wird man plötzlich zu einem Menschen mit einem sozialen Umfeld. Ja, Samsung. Den Markenkampf hatte ich damals nur sporadisch als einen solchen wahrgenommen, das erste Android-Gerät, das ich je in der Hand gehalten habe, war meines Wissens ein HTC Desire. Ich mochte es nicht, Samsung baute die schöneren Geräte und hatte ein wirklich hübsches Display und selbst hier, wo ein kritischer Blick gewahrt zu werden schien, einen guten Ruf.
Das spätere "Upgrade" auf das Galaxy S2 schien mir nicht zielführend zu sein; als allerdings das Galaxy S3 erschienen war und zufällig gerade der Bildschirm meines Galaxy S sich wie beabsichtigt zu funktionieren weigerte (ich schließe nicht aus, dass das Project Voodoo daran eine Mitschuld trägt - mit Samsung-Geräten zu basteln macht leider ziemlich viel Spaß), war klar, was zu tun ist. Knox, ja, Fort Knox; die Meldung beim Start (so etwas wie TouchWiz tu' ich mir nicht mal unter Zwang an, aber wofür gibt es denn auch ODIN?) irritierte, aber das war, dachte ich mir, der Preis der Freiheit. Außer der kleinen Schrift beim Hochfahren störte dieses Antifeature mich nie, das S3 wies also weitgehend altbekannte Stärken auf. Währenddessen entwickelte sich der Markt der Smartphones immer weiter hin zu einem Markt des Vendor-Lock-ins: Austauschbare Akkus waren plötzlich keine Selbstverständlichkeit mehr, immer komplizierter zu knackende Startprozesse warfen Schatten auf die vermeintlich heile Welt des grünen Knautschmännchens. Samsung aber blieb im Großen und Ganzen Samsung, jetzt auch mit Geschäftskunden im Raster, aber immer noch darauf erpicht, dass man auch was für sein Geld bekommt.
Dass auch der jetzt noch bessererere Super-Hyper-AMOLED-Plus-Extra-3000-Bildschirm nach wenigen Monaten den Geist aufgab, gab mir zwar zu denken, aber was wäre die Alternative gewesen? Nun, in Ermangelung einer guten Antwort zunächst einmal ein ausrangiertes Altgerät aus dem Familienkreis. Es war ein Samsung Galaxy Y ("Young") und nach der Installation zweier Apps bereits nicht zu weiterer Befüllung fähig. Zum Vergleich: Stellt euch vor, ihr müsstet aus einem Luxushotel vorübergehend in einen Linienbus zur Hauptverkehrszeit umziehen. Das macht wirklich nicht viel Freude. Es musste also ein neues Smartphone ins Haus, Verschuldung hin oder her. Hoffentlich habe ich meine Mutter, die ich als Pfand da gelassen habe, bald abbezahlt.
Ich hatte an Samsung bis dahin also nicht viel Freude gehabt, die über die unübertroffene Anwendung von ODIN hinausging. Trotzdem - eine Chance wollte ich Samsung noch geben, schon wegen der noch immer konstanten Verfügbarkeit der für mich wichtigsten Funktionen. Ein Galaxy S4 sollte es also sein, komplett mit Armor-Case, extrafester Displayfolie, Smartphoneversicherung und allem Pipapo. In der Folge hat es auch recht viele Stürze überlebt, selbst einen ohne Folie in der Toilette einer Regionalbahn hat es mit nur geringen Kratzern im Bildschirm, die man mit einer Folie nicht mehr sieht, überstanden, obwohl mir die Sache seitdem stinkt. Mit dem Galaxy S4 war ich hochzufrieden, es lief, es fraß auch mit CM12 nicht meinen Akku leer, wenn ich gerade nicht hinsah, und kam auch mit allerlei Basteleien zurecht. Insgesamt hat mich Samsung so durch mehrere Beziehungen, Abschlüsse, Arbeitsplätze, Feiern und sonstige soziale Situationen hinweg begleitet, wie es sonst keine andere Firma geschafft hat.
Bis gestern.
Seit gestern geht der USB-Ladeport nicht mehr bzw. nur noch, wenn ich das Kabel in einem ganz bestimmten Winkel halte und dabei auf keinen Fall atme. Das liegt nicht am Kabel, ich habe viele von ihnen ausprobiert und auch die eindeutig funktionierenden Kabel und Steckdosen anderer Leute ausprobiert. Nix - mausetot.
Und was nun? Das Wandkuschler-Gerät Galaxy S6 mit dem besonderen "Wasch mich, aber mach mich nicht nass"-Gefühl, dem Benchmarks beschummelnden und viel zu schnell drosselnden Übertaktungskern und dem Markenaufpreis? Nein, nein - meine Abkehr von Samsung bleibt sicher. Ich sage danke, Samsung, für die letzten fünf Jahre. Es ist schade, dass das mit uns keine Zukunft hat. Es liegt nicht an mir. Es liegt an dir.
Trotzdem in Liebe,
Rosa Elefant.
Als ich im September 2010 aufgrund zu reichhaltig vorhandener Ressourcen (Freizeit, Geld, Muße) meinen sicheren Hafen der bewährten Technik (Nokia X3) verließ und mich in der irrigen Annahme, ich könne ein Androidgerät einfach nur benutzen, in das Abenteuer Galaxy S stürzte, hat sich das auf meine Freude an aktueller Mobilfunktechnik positiv, auf mein Leben aber negativ ausgewirkt. Diese neue, bunte Wunderwelt hielt mich völlig im Bann, völlig ungeachtet des eher mauen Beginns, als ich die Hermes-Lieferung aus einer Pfütze klaubte. Als ich zwischendurch einmal das Gerät aus der Hand legte, um es zu laden, liefen mir plötzlich merkwürdige 3D-Charaktere über den Weg, die sich mir als meine Familie vorstellten. Samsung hat also schon damals alles richtig gemacht: Kaum hat man eines ihrer Geräte gekauft, schon wird man plötzlich zu einem Menschen mit einem sozialen Umfeld. Ja, Samsung. Den Markenkampf hatte ich damals nur sporadisch als einen solchen wahrgenommen, das erste Android-Gerät, das ich je in der Hand gehalten habe, war meines Wissens ein HTC Desire. Ich mochte es nicht, Samsung baute die schöneren Geräte und hatte ein wirklich hübsches Display und selbst hier, wo ein kritischer Blick gewahrt zu werden schien, einen guten Ruf.
Das spätere "Upgrade" auf das Galaxy S2 schien mir nicht zielführend zu sein; als allerdings das Galaxy S3 erschienen war und zufällig gerade der Bildschirm meines Galaxy S sich wie beabsichtigt zu funktionieren weigerte (ich schließe nicht aus, dass das Project Voodoo daran eine Mitschuld trägt - mit Samsung-Geräten zu basteln macht leider ziemlich viel Spaß), war klar, was zu tun ist. Knox, ja, Fort Knox; die Meldung beim Start (so etwas wie TouchWiz tu' ich mir nicht mal unter Zwang an, aber wofür gibt es denn auch ODIN?) irritierte, aber das war, dachte ich mir, der Preis der Freiheit. Außer der kleinen Schrift beim Hochfahren störte dieses Antifeature mich nie, das S3 wies also weitgehend altbekannte Stärken auf. Währenddessen entwickelte sich der Markt der Smartphones immer weiter hin zu einem Markt des Vendor-Lock-ins: Austauschbare Akkus waren plötzlich keine Selbstverständlichkeit mehr, immer komplizierter zu knackende Startprozesse warfen Schatten auf die vermeintlich heile Welt des grünen Knautschmännchens. Samsung aber blieb im Großen und Ganzen Samsung, jetzt auch mit Geschäftskunden im Raster, aber immer noch darauf erpicht, dass man auch was für sein Geld bekommt.
Dass auch der jetzt noch bessererere Super-Hyper-AMOLED-Plus-Extra-3000-Bildschirm nach wenigen Monaten den Geist aufgab, gab mir zwar zu denken, aber was wäre die Alternative gewesen? Nun, in Ermangelung einer guten Antwort zunächst einmal ein ausrangiertes Altgerät aus dem Familienkreis. Es war ein Samsung Galaxy Y ("Young") und nach der Installation zweier Apps bereits nicht zu weiterer Befüllung fähig. Zum Vergleich: Stellt euch vor, ihr müsstet aus einem Luxushotel vorübergehend in einen Linienbus zur Hauptverkehrszeit umziehen. Das macht wirklich nicht viel Freude. Es musste also ein neues Smartphone ins Haus, Verschuldung hin oder her. Hoffentlich habe ich meine Mutter, die ich als Pfand da gelassen habe, bald abbezahlt.
Ich hatte an Samsung bis dahin also nicht viel Freude gehabt, die über die unübertroffene Anwendung von ODIN hinausging. Trotzdem - eine Chance wollte ich Samsung noch geben, schon wegen der noch immer konstanten Verfügbarkeit der für mich wichtigsten Funktionen. Ein Galaxy S4 sollte es also sein, komplett mit Armor-Case, extrafester Displayfolie, Smartphoneversicherung und allem Pipapo. In der Folge hat es auch recht viele Stürze überlebt, selbst einen ohne Folie in der Toilette einer Regionalbahn hat es mit nur geringen Kratzern im Bildschirm, die man mit einer Folie nicht mehr sieht, überstanden, obwohl mir die Sache seitdem stinkt. Mit dem Galaxy S4 war ich hochzufrieden, es lief, es fraß auch mit CM12 nicht meinen Akku leer, wenn ich gerade nicht hinsah, und kam auch mit allerlei Basteleien zurecht. Insgesamt hat mich Samsung so durch mehrere Beziehungen, Abschlüsse, Arbeitsplätze, Feiern und sonstige soziale Situationen hinweg begleitet, wie es sonst keine andere Firma geschafft hat.
Bis gestern.
Seit gestern geht der USB-Ladeport nicht mehr bzw. nur noch, wenn ich das Kabel in einem ganz bestimmten Winkel halte und dabei auf keinen Fall atme. Das liegt nicht am Kabel, ich habe viele von ihnen ausprobiert und auch die eindeutig funktionierenden Kabel und Steckdosen anderer Leute ausprobiert. Nix - mausetot.
Und was nun? Das Wandkuschler-Gerät Galaxy S6 mit dem besonderen "Wasch mich, aber mach mich nicht nass"-Gefühl, dem Benchmarks beschummelnden und viel zu schnell drosselnden Übertaktungskern und dem Markenaufpreis? Nein, nein - meine Abkehr von Samsung bleibt sicher. Ich sage danke, Samsung, für die letzten fünf Jahre. Es ist schade, dass das mit uns keine Zukunft hat. Es liegt nicht an mir. Es liegt an dir.
Trotzdem in Liebe,
Rosa Elefant.
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