Kleiner Plausch: Oldschool trifft Newschool

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DerKomtur

DerKomtur

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1.929
Android heißt Smartphones.
Smartphones heißt fotografieren.
Fotografieren geht ganz einfach und kostet nichts.
Laut einer Schätzung von DateiTech werden weltweit 3,5Mrd. Fotos gemacht.
Jeden Tag.
Das sind 40.000 Fotos jede Sekunde.
Man muss sich um nichts kümmern beim Drücken auf den Auslöser. Klick und schon im Netz.
Das war früher völlig anders.

Als ich vor ca. 40 Jahren angefangen habe mit der Fotografie, da gab es noch keine automatische Belichtung, keinen Autofokus, keinen Speicherkarte.
Die Lichtmenge hat man mit einer Selenzelle gemessen.
Im Sucher gabs eine grüne LED für (meistens) richtig Lichtmenge, und zwei rote LED-Pfeile für zu hell oder zu dunkel.
Scharf gestellt wurde mit einem "Schnittbildsucher" der eine senkrechte Linie bei Unschärfe versetzt. Dazu gab es einen "Prismenring", durch den sah man alles in dreieckigen Klötzchen bis es scharf gestellt war.

Zwischen dem Erscheinen dieser beiden Objekte liegen nicht weniger als 84 Jahre und ich will mal "versuchen"
diese beiden Fotogeräte zu vergleichen ;-)


Die Vorstellung
Der eine Fotoapparat ist von Oneplus mit der Bezeichnung "10 pro 5G" und kam 2022 auf den Markt.
Der Preis war ca. 900€ und entspricht ungefähr 1/4 bis 1/3 eines durchschnittlichen Monatseinkommen.
Das Gehäuse besteht aus einer Mischung von gehärtetem Glas (benannt nach einem blattfressenden Primaten),
Aluminium und gehärteter Keramik.
Angeblich soll man mit dem Ding auch telefonieren können....

Das andere Modell ist vom Hersteller Agfa mit der Bezeichnung "Isorette".
Die Kamera wurde nur im Jahr 1938 hergestellt mit einer Stückzahl von 6130 und wurde für ca. 58 Reichsmark verkauft, was ungefähr ein Drittel des damaligen Monatseinkommen war.
Das Gehäuse besteht teilweise aus Metall und teilweise aus "Trolit" ein harter und spröder Kunststoff, ähnlich dem bekannterem Bakelit

Die Optik
Dem Gerät der Moderne stehen drei verschiedene Objektive plus Beleuchtung zur Verfügung, die auf verschiedene Brennweiten optimiert sind.
Die Aufschrift "Hasselblad" stammt zwar von einem schwedischen Edel-Kamera Hersteller, der hat aber nicht mit der Optik zu tun, sondern lediglich mit den Farben danach.


Bei dem Foto-Veteran kommt die damals hochwertige eigene Optik "Apotar" zum Einsatz mit 85mm Brennweite und einer maximalen Blende von f4.5.
Das Objektiv besteht aus drei geschliffenen Glaslinsen, heute kann ein modernes Zoomobjektiv bis zu 20 Glaslinsen beinhalten.


Die Aufnahmefläche
Früher wurde das Standbild mehrere Sekunden auf eine fotoempfindliche Glasplatte projeziert.
Diese Glasplatten konnten Ausmaße haben größer als ein DIN-A4 Blatt.
Dann wurde der "Fotospeicher" kleiner und flexibler, das Zelluloid kam und konnte man jetzt im Foto aufwickeln, der "Rollfilm" entstand.
Man musst das Filmband aber erst mal auf eine Rolle wickeln und dann mit jeder Aufnahme zurück in die Filmpatrone drehen.
Bei dieser frühen Generation gab es nur ein Wickler zum Zurück drehen, nicht noch einen um den eingelegten Film im Fotoapparat zuerst auf die Leerrolle zu wickeln.
Damit das Filmmaterial beim Einspannen nicht belichtet wird, musste man diese Vorbereitung in einem völlig dunklen Raum machen, später gab es dazu einen "Fotosack", wo man Foto, Film und Rolle zuerst in einem dunklen Raum rein legte, und dann mit zwei eingenähten Handschuhen diese Arbeit machte, also Filmanfang auf die Leerrolle, aufwickeln, und dann in den Fotoapparat einlegen. Alles blind.
Heute würde man dazu "Glovebox", ein Handschuhkasten sagen.
Dieser Rollfilm-120 gibt es heute noch zu kaufen und ist normalerweise für 12 Aufnahmen ausgelegt, dann geht die gleiche Prozedur von vorne los.


Bei diesem Modell war die Aufnahmefläche 6x6cm (Mittelformat) groß. Hat man das Fotomaterial beschichtet, wurde die Rolle weitergedreht bis die Sperre die nächste 6x6cm Fläche zur Aufnahme signalisierte.
Neben dem Sucher gibt es ein Hebel zur Umstellung auf Hochkantformat. Dann wurde auf der Fläche 60x45mm aufgenommen, und es passten ein paar Aufnahmen mehr auf die Rolle.


Die Fotofläche bei der Hauptkamera des Oneplus hat 1/1.43", also eine Diagonale von gerade mal 4mm. Darauf tummeln sich 48 Milionen elektronische Abtastpunkte.
Würde man diese Pixeldichte auf die Fläche von 6x6cm hochrechnen, hätte die Kamera eine Auflösung von utopischen 21700 Millionen Pixel.

Ritsch-Ratsch-Klick
So bezeichnete man mal eine Minikamera (agfamatic), die mit dem Zusammen- und wieder Auseinanderschieben den Film transportierte, dann konnte man den Auslöser klicken, ein Fixfokus-Objekt bildete das meiste scharf ab.
Die Abfolge klang wie Ritsch-Ratsch-Klick und war so schnell das man fast ein Bild in jeder Sekunde machen konnte.

Vor 84 Jahren war das völlig anders, da musste man sich jedes Foto schwer erarbeiten.
Man musste wissen, was "fotografieren" überhaupt ist. Man musste wissen, das sich die richtige Belichtung aus dem Dreieck Zeit, Blende und Empfindlichkeit zusammensetzte.
Erhöhte man einen Wert, musste ein andere runter gehen.
Die Empfindlichkeit ISO, früher ASA, gab das Filmmaterial vor und war nicht veränderbar.
Einen Belichtungsmesser gab es anfangs noch nicht, oder als tragbares Zusatzgerät.
Bei der richtigen Belichtung half nur die Erfahrung, denn das Ergebnis nach dem Klick sieht man nicht sofort, sondern nicht selten ein bis zwei Wochen später, wenn man nicht selbst entwickeln konnte.

Die Bedienung
...spielt sich nicht am Gehäuse ab, sondern hauptsächlich am Objektiv.

Am vorderen Ring wird die geschätzte Entfernung eingestellt, hier 3 Meter.
Mit dem silbernen Zahnkranz wird die Belichtungszeit eingestellt von 1/175s bis Dauerbelichtung (Bulb).
Dazu wird bei (6) ein Drahtauslöser eingeschraubt, der mechanisch den Verschluss offen hält. Hier steht gerade die Zeit 1/50 Sekunde an der roten Markierung über der Schrift "AGFA".
Mit dem Hebel (2) wird die Blende eingestellt von 4.5 bis 32
Jetzt wirds spannend:
Der Hebel (1) wird nach links gedrückt und spannt den Verschluss.
Der Auslöseknopf oben am Gehäuse drückt die Platte (5) nach rechts auf den Auslöser (4) am Objektiv und der Verschluss springt mit der vorgegebenen Zeit auf.
Wenn man vorher den Selbstauslöserhebel (3) nach links gedrückt hat, dann geht beim Auslösen ein internes Räderwerk los und der Hebel mit dem roten Punkt wandert mit einem deutlichen mechanischen Surren langsam wieder nach recht. Nach ca. 9 Sekunden hat er das Ende erreicht und erst jetzt springt der Verschluss auf.

Die Übertragung der Auslösemechanik vom Gehäuse auf das Objekiv ist deshalb so aufwändig, weil man das Objektiv zu Transportzwecken
einklappen kann. Das war zwar schon "Jackentaschentauglich" kann aber mit den Maßen eines heutigen Fotogerätes...ich sags mal diplomatisch... nicht ganz mithalten...


Kameraschutz
Achja, "Handyhüllen" gabs damals auch schon.
Aus echtem Leder, garantiert passgenau in schicken stallfarben, und man konnte durch Aufklappen fotografieren, ohne den Apparat aus der Hülle nehmen zu müssen.


Ich hoffe, ich konnte euch an diesem verregneten Montag (das "F" in Montag steht für Freude) etwas unterhalten.

Diesen Vergleich mache ich noch in einem anderen Forum für Spiegelreflex-Kameras mit einer brandneuen Sony-Vollformatkamera, die vor zwei Monaten auf den Markt kam ;-)
 
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DerKomtur schrieb:
Die Lichtmenge hat man mit einer Selenzelle gemessen
Belieben zu scherzen? Mein erster hatte sowas nicht.
 

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Ach, das Ding sieht aber auch lustig aus
Clack

Da war vorne eine Prismascheibe, dahinter die Zelle, und innen oder oben ein kleiner Zeiger.
Damit wurde batterielos "irgendwas" gemessen.
An welcher das jetzt genau so war weiß ich nicht mehr.
Meine ersten Knipsen waren Voll-Manuelle von Porst und Praktica ausm Nahen Osten...also DDR....
Vielleicht auch noch das ältere Ding das mein Vater noch hatte.

Alles mit M42 wo man sich beim Objektivwechsel zu Tode geschraubt hat.

:1f60e:
 
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DerKomtur schrieb:
das "F" in Montag steht für Freude
🤣

Meine "analoge" Zeit begann mit einer Praktica MTL 5B, die ich kurz vor der Wende aus Ost-Berlin mitgebracht habe. War ein ganzer Koffer mit div. Objektiven. War immer eine riesen Schlepperei und sorgsame Auswahl des Motivs bzw. der Auslösung. Filme und Entwicklung waren teuer!

Das Hobby "Fotografie" ist dann im Laufe der Zeit immer mehr in den Hintergrund geraten... Nicht ohne immer eine Kamera zu Hause zu haben.
Irgendwann begann die Digital-Fotografie und weckte kurz das alte Hobby wieder auf, allerdings fehlte dann schnell wieder die Zeit.
Meine letzte mit Spiegel war die Konica Minolta Dynax 5D.

Inzwischen habe ich "nur noch" zwei digitale Kameras zu Haus (s. Anhang) und die meisten Fotos mache ich mit meinem Smartphone. Aber auch bei letzterem gucke ich seit dem Huawei P20 pro, dass ich ein wirklich taugliches Smartie habe. Im Moment ein Vivo X70 pro.
 

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Espressojunkie schrieb:
🤣

Meine "analoge" Zeit begann mit einer Praktica MTL 5B, die ich kurz vor der Wende aus Ost-Berlin mitgebracht habe. War ein ganzer Koffer mit div. Objektiven. War immer eine riesen Schlepperei und sorgsame Auswahl des Motivs bzw. der Auslösung. Filme und Entwicklung waren teuer!
Ich meine ich hatte auch eine MTL, die sahen ja alle gleich aus. Porst war ja irgendwie mit Praktica verwandt, oder verschwägert.
Meine erste richtig "komfortable" war ne gebrauchte Pentax ME-F (der Batteriegriff war mir viel zu teuer)
Irgendwann bin ich bei Canon gelandet, nach 10 Jahren mit der Firmenpolitik nicht mehr einverstanden und zu Sony gewechselt, da bin ich heute noch.
Beiträge automatisch zusammengeführt:

hagex schrieb:
Hatte den großen Vorteil, dass die Objektive deutlich billiger waren.
Das stimmt, ich hatte z.b. ein günstiges Teleobjektiv von Vivitar.
Aber wechsle mal ein M42-Feingewinde "freihändig" und hastig.
Ich weiß nicht wie oft ich das Gewinde verkantet, und die Riefen wieder rausfeilen musste...
 
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Hallo
@DerKomtur
Danke für deinen Beitrag.
Habe auch noch so eine Kamera, aber die hat mehr Metall-Elemente und es steht Isolette drauf.
Leider ist mein gefächerter Blitz verloren gegangen.
 
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@TB49
Danke.
Ja, ich habe herausgefunden das es einen feinen Unterschied gibt zwischen der IsoLette und einer IsoRette.
Isorette / Isolette

Der "gefächerte Blitz" sagt mir ma nix.

Die ist mir zusammen mit weiteren Sammlerstücken über Umwege der Verwandschaft zugelaufen.

Ich habe auch die Geschichte des ehemaligen Besitzers heraus gefunden, die leider nicht so schön ist.
Er war 1940 ein junger Matrose auf einem neuen U-Boot der Kriegsmarine, das wurde nach nur 10 Tagen versenkt.

Der Verkäufer von damals, Photo Prien in Kiel, gibt es heute auch noch.
 
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DerKomtur schrieb:
kleiner Zeiger.
Damit wurde batterielos "irgendwas" gemessen.
An welcher das jetzt genau so war weiß ich nicht mehr.
Sowas ähnliches?
Beiträge automatisch zusammengeführt:

DerKomtur schrieb:
ein günstiges Teleobjektiv von Vivitar.
Hab eben noch mal im Fundus gekramt.
 

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Danke für all die schönen Erinnerungen 🥰

Ich habe meine ersten fotografischen "Gehversuche" mit dieser (geerbten) Kodak Retina IIc (und einem Gossen-Handbelichtungsmesser 😄) gemacht:

P1060926.JPG

1980 hab' ich dann
P1060948.JPG
meine erste Nikon FE und zwei Jahre später eine FE 2 gekauft, die mich (samt dem legendären 1,8er Standardobjektiv, je einem Weitwinkel- und Telezoom und dem Systemblitz) jahrzehntelang durch die Weltgeschichte begleitet hat:

1699901988706.jpeg

Zur digitalen SLR hab' ich's erst vor etwa 10 Jahren mit einer gebrauchten D300s gebracht, die ich heute noch mein Eigen nenne (und angesichts der Bildqualität meines Pixel 6 immer seltener mitnehme ... ist schon ein ziemlicher "Klotz" 😉):

1699902184964.jpeg
 
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hagex schrieb:
Hab eben noch mal im Fundus gekramt.
Hey das wird ja richtig interessant hier ;-)

Das sieht aus wie eine Zeiss Ikon aus den 60er?
Ich habe auch noch eine Colora-F mit dieser ASA/DIN-Schablone oben, ich stelle morgen mal Fotos dazu.
 
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Hier noch ein paar Fotos von einem weiteren Erbstück.
Eine Zeiss Ikon colora F, Baujahr 1964 oder 65.


Hinter der seitlichen Abdeckschraube, die man mit einer Münze öffnen kann, ist eine Spezialbatterie mit 15 Volt (fünfzehn)
und gigantischen 45mA für den Rücktransport des Filmmaterials.

Auf der Rückseite ist rechts der Spannhebel für die nächste Aufnahme, in der Mitte ein kleiner Schieber womit
der Blitzschuh für den Aufsteckblitz nach oben springt und einen Sockel für die alten Einweg-Blitzpatronen frei gibt.


Die hat oben auch eine Umrechnungsscheibe zwischen den Empfindlichkeitsnormen DIN und ASA/ISO


oben ist DIN 24 eingestellt, entspricht heutigen ISO/ASA 200
unten steht die rote Skala auf den amerikanischen ASA 100, das wäre DIN 21
gleichzeitig stehen auf der Scheibe Meter und gegenüber die gleiche Länge in Fuß.
1 Meter sind 3,28 Fuss, 3 Fuss sind 9,84 Meter.
Mit dieser Dreh-Scheibe konnte man sich einen Korrekturwert errechnen, wenn man einen Film mit einer anderen Empfindlichkeit einlegte

Ebenfalls interessant ist die "Tiefenschärfe-Skala" auf dem Objektiv


Am vorderen Ring sind 3m (oder 10 Fuss) Entfernung eingestellt, als Blende f5,6
Auf der Skala sieht man, das eine Tiefenschärfe von 2,5 und 5 Meter zu erwarten ist.
Bei Blende f8 wär es 2 bis 6 Meter,
und bei Blende f16 hätte man eine Schärfe über eine Tiefe von 1,5m bis ca. 30m oder unendlich
Der Zeitring war gerade eingerastet auf eine Belichtungszeit von 1/30 Sekunde.

So wie es aussieht, hat dieses Ding auch keinen Belichtungsmesser, und auch hier musste man sich auf seine Erfahrung verlassen, mit welcher Einstellung das Foto hoffentlich nicht zu dunkel oder zu hell wird.

Die Optik sieht noch ziemlich gut aus, vielleicht mache ich mri mal den Spaß und besorge mir eine handelsübliche Filmpatrone

Die Beschreibung soll übrigens keine "Belehrung" für die Foto-Experten sin, sondern lediglich eine Beschreibung historischer Fototechnik für interessierte Mitleser ;-)
 
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Interessante Beiträge bis hierher....

Hier noch ein Vergleich von Oldschool und Newschool :1f60e:
Da wir hier im Smartphone-Forum sind, will ich mal an Beispielen zeigen, was sich die letzten 10 Jahren so an der Kamera-Qualität getan hat.

Seit 1952 gibt es mobiles Telefonieren, 1992 startete das digitale Mobilfunknetz wie wir es heute kennen.
Der erste Einheitstarif war übrigens 78 D-Mark (39€) im Monat und jede angefangene Minute 1,79 D-Mark (90Ct.)
Als Technik-Freak und Hochfrequenz-Interessierter wollte ich das auch mal ausprobieren und mein erstes Mobiltelefon war ein Nokia 1011 mit ausziehbarer Antenne, ein analoger Backstein aus dem C-Netz der fürs D-Netz umgebaute wurde.

Es folgten weitere klobige Kisten die heute unters Waffengesetz fallen würden.
Irgendwann kamen die ersten Touch-Telefone mit Windows-CE z.B. ein MDA Vario-2 und irgendwann kamen die ersten Handykameras, angefangen mit 640x480 (0,3 Mpx)

2008 erblickte Android die Welt und 2012 habe ich mein erstes Android-Smartphone bekommen, ein Alcatel One Touch 991d.
Die Kamera hatte schon wahnsinnig scharfe 3,1 Mpx.
Das Smarty danach war ein Acer Liquid E2 die Kamerauflsöung ist quasi in die Höhe geschossen mit sagenhaften 8Mpx.

Beide Geräte habe ich als Andenken bis heute aufgehoben. Die Akkus funktionieren immer noch.
Später gab es u. a. ein Sony Xperia Z mit 13Mpx, ein Honor P8 mit 12Mpx, zu vorletzt ein Huawei P20 mit 12Mpx und einer Optik vom Nobelhersteller Leica, und aktuell habe ich ein Oneplus 10 pro mit bis zu 48Mpx.

Kurz ein Streifzug durch die Physik der digitalen Fotooptik:
Je größer die Sensorfläche, und je größer die Bildpunkte, desto mehr Licht kann man einfangen.
Je mehr Bildpunkte man auf der Sensorfläche hat, desto höher ist die Auflösung.
Da in Smartphones nicht viel Platz ist, macht man die Sensorfläche sehr klein, oft nur 5-10mm in der Diagonalen.
Da passen aber nicht viel Pixel drauf, also macht man die Pixel kleiner, die fangen aber weniger Licht ein.
Also setzt man die Pixel dichter zusammen, da gabs früher aber noch nicht die Fertigungstechnik dazu.
Also fängt man mit den kleinen Pixel länger das Licht ein. Das gibt lange Belichtungszeiten und verwackelte Bilder.
Also verstärkt man das wenige Licht, der Sensor wird empfindlicher (ISO) produziert aber Bildrauschen.

Heute machen Smartphones am Sonnentag durch die Bank richtig gute Fotos.
Problematisch wirds in der Dunkelheit, wenn wenig Licht auf winzige Pixel treffen.
Mit den oben genannten Problemen wirds entweder dunkel oder rauschig. Was tun?
Die Hersteller haben sich Tricks einfallen lassen um dem entgegen zu wirken.

Z.B. macht Huawei in der Nacht eine Dauerbelichtung von fast 3 Sekunden.
Damit das Bild nicht verwackelt, sucht eine KI einen hellen Punkt und versucht, den Bildstabilisator daran
aufzuhängen. Das funktioniert teilweise erstaunlich gut, dumm nur wenn sich während der langen Aufnahme was bewegt. Zusätzlich wird das wenige Licht verstärkt bis an die elektronische Schmerzgrenze.
Ab ca. ISO 3200 gibt es ein deutliches Rauschen.
Das so entstehende Bildrauschen versucht der JPG-Kompressor glatt zu bügeln, was nicht selten in matschigen
Aufnahmen endet.
Am Tag versucht der gleiche Kompressor eine Unschärfe mit Kontrastverstärkung zu schärfen, was irgendwann auch schief geht. In allen Versuchen leidet die Auflösung und Details verschwinden im Sumpf.

Bei Oneplus ist der Bildsensor etwas rauschärmer geworden, man kann mit einer etwas erhöhten Empfindlichkeit aufnehmen, dafür eine kürzere Belichtungszeit.
Die Nachtaufnahmen sieht ein klein wenig besser aus...wenn man nicht zu sehr rein zoomt ;-)
Bis etwa ISO 6400 wird das Bildrauschen noch nicht aufdringlich


Fünf Smartphonekameras der letzten 10 Jahre habe ich miteinander verglichen, bei Tages- und bei Nachtaufnahmen.

Als "Referenz" für die Aufnahmen dient eine "spiegellose Digitalkamers" (DSLM) vom Typ Sony a7 CII
Diese Kamera von diesem Sommer hat ein Vollformatsensor mit einer Diagonalen von 43mm,
darauf tummeln sich "nur" 33 Megapixel.
Dahinter kommt eine hohe rauscharme Lichtverstärkung. Die Kamera hat eine Empfindlichkeit von bis ISO 51000, bis ISO 20000 gibt es nur wenig Rauschen, das sich mit der Bildbearbeitung weitgehend eliminieren läßt.

Während den dunklen Aufnahmen zeigte ein Luxmeter weniger als 1 Lux Helligkeit an.
Die Klinkerhäuser haben eine Entfernung von rund 50m und sind ein prima Raster für die Auflösung.
Um die Unterschiede deutlicher zu machen habe ich alle Aufnahmen auf 100% gezoomt und eine Bildschirmkopie gemacht.
Für die alten Smartphones was das längst zu dunkel, bei den neuern gibt es schon brauchbare Nachtaufnahmen, aber relativ unscharf.
Bei der Referenzkamera Sony kann man in der Nacht noch die Hausnumer und die Autokennzeichen lesen.

Hier vier der Kandidaten im Größenvergleich. Man achte links aussen auf die Android-Version...


Auf der Rückseite gab es früher viel zu sehen.
Ja liebe Kinder, früher konnte man Handy-Akkus noch selbst tauschen ;-)

Bei dem Acer sieht man rechts eine winzige Antennenbuchse.
Damit konnte man das Telefon im Auto in einen Spezialhalter "drücken" und hatte dann eine Aussenantenne
zur Verfügung.


Hier alle Aufnahmen auf einem Teller.



Leider kann man hier in das Bild nicht hinein zoomen, deswegen oben auf den Button "Originalbild herunterladen" klicken, dann kann man selbst den Vergleich vergrößern.
 
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DerKomtur schrieb:
Irgendwann kamen die ersten Touch-Telefone mit Windows-CE z.B. ein MDA Vario-2 und irgendwann kamen die ersten Handykameras, angefangen mit 640x480 (0,3 Mpx)
Resistive Displays, weil die kapazitiven schier unbezahl waren . . . . . und man den Kunden erst mal ranführen musste 😉 .

Bei den "Handykameras" nicht zu vergessen: das Siemens S55 mit ansteckbarem(!) Kameramodul (das eine eigene kleine Tasche spendiert bekam für den Transport)
 
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Meine erste digicam war diese Casio um 2000 rum.
Links ist das Kameramodul, das man um 180° nach hinten drehen konnte, die erste Selfikamera :1f606:
Beiträge automatisch zusammengeführt:

Observer schrieb:
Bei den "Handykameras" nicht zu vergessen: das Siemens S55 mit ansteckbarem(!) Kameramodul (das eine eigene kleine Tasche spendiert bekam für den Transport)
Schick. Grad mal nach Bildern gegoogelt...
 
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