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In meiner Zeit beim Schweizer Android Portal Android Schweiz (aktuell FnetMobile.wordpress.com) hatte ich im Februar 2011 einen Thread mit dem Titel Nokia Niedergang einer Weltfirma eröffnet, der in seinen Aussagen nach wie vor nichts von seiner Aktualität verloren hat. Die Kernfragen von damals, ob es sich beim ehemaligen Microsoft Manager Stephen Elop um ein trojanisches Pferd im Auftrag von Microsoft handelt scheinen in diesen Tagen immer noch ungeklärt. Die zweite für mich viel wichtigere These ist aber die Frage, ob Nokia mit seinem Partner Microsoft und damit Windows Phone als mobiles Betriebssystem jemals wieder zur alten Größe aufsteigen kann.
Denn auch 2 Jahre nach Bekanntgabe der strategischen Partnerschaft pendelt der Marktanteil von Windows Phone zwischen 2-3% und damit nahe an der Bedeutungslosigkeit. Auch Nokias Meldung zum 1. Quartal 2013, dass man insgesamt 5,6 Millionen Lumia Smartphones verkaufen konte kann nicht darüber hinwegtrösten, dass der ehemals finnische Gummistiefel Hersteller seit fast 9 Quartalen Geld verbrennt. Schaut man sich den weltweit von Gartner für 2013 prognostizierten Gesamtabsatz von ca. 1,8 Milliarden Mobilfunkgeräten an und bedenkt, dass davon mehr als 900 Millionen Smartphones über die Ladentheken gehen sind die paar Millionen Lumias wirklich zu vernachlässigen.
Hausgemachte Probleme bei Microsoft schaden Nokia
Dazu kommen hausgemachte Probleme beim Partner Microsoft, die mit ihrem eigenen Windows 8 Betriebssystem bisher nicht richtig bei den Usern landen konnten. Ein flugs ins Leben gerufener Fix auf Windows 8.1 soll nun das Desaster abwenden und dient hauptsächlich dazu dem User die Option einzuräumen auf den gewohnten Windows 7 Desktop zurückzuschalten. Durch die gewohnte Umgebung erhoffen sich die Microsoft Manager einen beschleunigten Umstieg der User auf Windows 8.
Warum dies alles Auswirkungen auf Nokia haben soll erklärt sich so; Microsoft Strategie bei der Entwicklung eines dualen Systems für Desktop und Mobile Devices beruhte von Anfang an auf der Annahme, dass Nutzer von Windows 8 automatisch zu einem Smartphone mit Windows Phone Betriebssystem greifen würden. Die Rechnung haben die Manager aber ohne den User gemacht, der bis heute keinerlei Gefallen an dem gekachelten Windows Aufguss zu haben scheint.
Schlimmer noch denn laut diverser Infos im Netz steht Microsoft vor einer großen Umstrukturierung. Steve Ballmer ewige Nr.1(a) nach der grauen Eminenz Bill Gates steht dieser Tage wohl schwer unter Druck endlich wieder Erfolge vorzuweisen. Misserfolge im eigenen Haus gepaart mit den gigantischen Erfolgen der Mitbewerber wie Google und Samsung haben Microsoft vom einstigen Leitwolf in die 2. Reihe katapultiert. So wird erwartet, dass Ballmer keinen Stein auf dem anderen lässt und die Konzernstruktur gehörig durcheinanderwirbelt. Man kann davon ausgehen, dass etliche Köpfe rollen werden und es zu internen Grabenkämpfen kommen wird. Diese internen Gefechte führen aber bekanntermaßen zur Bindung wichtiger Management Ressourcen was in der Folge negative Auswirkungen auf den Innovations- und Entwicklungsbereich im Konzern haben könnte.
Und damit wären wir dann wieder bei Nokia, die sich zum einen mit Microsoft einen (noch) potenten Partner an ihre Seite geholt haben, andererseits ziemlich allein auf weiter Flur dastehen. Meine früher aufgestellte Einschätzung, dass Nokia für Microsoft als verlängerte Werkbank und Testgelände für Windows Phone dient halte ich weiter aufrecht. Denn eines ist mal klar, würde Microsoft in Nokia einen interessanten Übernahmekandidaten sehen, dann wäre dieser Deal schon lange in trockenen Tüchern. Niemand anderer dürfte über mehr Insider Wissen bezüglich Nokia verfügen als die Redmonder selbst.
Gefährlicher Chinese Huawei?
Womit wir nun endlich beim spannenden Teil angelangt wären nämlich der angekündigten und sofort wieder dementierten Übernahmeofferte von Nokia seitens Huawei. Dazu will die Financial Times am Rande des Ascend P6 Events in London erfahren haben, dass Huawei unter gewissen Umständen an einer Übernahme von Nokia interessiert sei. Würde eine Übernahme überhaupt Sinn machen? Meine Antwort lautet eindeutig ja, denn mit der chinesischen Huawei bekäme Nokia ein extrem schnell wachsendes und zugleich finanzstarkes Mobilfunkunternehmen als Mutter an seine Seite gestellt. Dazu kämen Absatzkanäle in den bevölkerungsreichsten Ländern wie China und Indien in denen gerade die chinesischen Firmen führend sind.
Zur Veranschaulichung habe ich mal ein paar Zahlen von Yahoo Finance zusammengesucht. Demnach hat Huawei mit seinen über 65000 Mitarbeitern in 2012 bei einem Umsatz von 26,5 Milliarden Euro runde 1,8 Milliarden Euro netto verdient. Bei den Smartphone Verkäufen liegt Huawei mit rund 10 Millionen Geräten im ersten Quartal 2013 nach LG, Apple und Samsung mittlerweile auf dem 4. Platz. Dies bedeutet ein Wachstum von 100 Prozent gegenüber dem selben Vorjahreszeitraum.
Was hätte nun Huawei von der Übernahme? Für Huawei würde sich durch Nokia endlich das Tor zu den großen Wirtschaftsräumen in Europa und den USA öffnen auf denen sie bisher nur schwer oder gar nicht Fuss fassen konnten. Dazu muss man wissen, dass das amerikanische Repräsentantenhaus im Oktober 2012 zu der Auffassung kam, dass Firmen wie Huawei und ZTE eine Gefahr für die Sicherheit der USA darstellen da sie unter dem Einfluss der chinessichen Regierung stehen und dementsprechend agieren würden. Der Geheimdienst sprach darüber hinaus von möglicher Industriespionage und empfahl daraufhin dem Justizministerium eine offizielle Verbannung der beiden Unternehmen vom amerikanischen Markt.
In Europa ist die Lage nicht ganz so dramatisch wie in den USA, dennoch hat Huawei in Anbetracht stark gesättigter Märkte das Image des chinesischen Billigheimers inne, was eine Etablierung im Markt erschweren dürfte. Zudem wird der Eintritt Huaweis von der Markenkonkurrenz wie Apple, Samsung, HTC, LG und Sony durch sog. Provider-Partner-Programme erschwert. Auf gut deutsch die Provider sind an die Markenkonkurrenz gebunden und die hat gar kein Interesse Huawei irgendwelche Absatzslots zur Verfügung zu stellen.
Wie könnte ein erfolgreicher Übernahmedeal aussehen
Bleibt zum Schluss die Frage unter welchen Konditionen beide Seiten einem Deal zustimmen würden. Bei Nokia brennt es nach wie vor lichterloh und es braucht viel Cash und einen ebenso langen Atem um Windows Phone zum Erfolg zu führen. Womit wir bei Huaweis Wünschen angelangt wären, die zum einen aus Nokias Expertise im Smartphone Bau, seinen internationale Kontakten und dem Vertriebsnetzwerk bestehen. Eine Hauptforderung von Huawei, die einen möglichen Deal schon im Vorfeld platzen lassen könnte wäre eine vollständige Abkehr von Windows Phone hin zu Android. Mit einer weltweiten Gerätebasis von mehr als 900 Millionen Androiden und einer Marktdurchdringung von knapp 90 Prozent allein in China wäre Android ganz sicher Huaweis Wunsch-OS Nr.1 für zukünftige Nokia-Huawei Geräte. Somit steht und fällt die ganze Geschichte mit Nokias Partnerschaft zu Microsoft bzw. Stephen Elop als Chef von Nokia.
Denkbar wäre natürlich auch, dass sich Huawei über einen längeren Zeitraum Aktien über die Börse zusammenkauft um dann mit Hilfe eines strategischen Partners eine feindliche Übernahme zu starten. Im Januar hatte z.B. die Schweizer Nationalbank gemeldet, dass sie 50 Millionen Nokia Aktien halten würde. Diese letzte Option wäre für Nokia die wohl strategisch schlechteste Lösung, weil Huawei damit nicht mehr auf Wünsche seitens Nokia eingehen müsste!
Was haltet ihr von der ganzen Geschichte, Gäbe es noch andere Kandidaten für eine Übernahme und wer könnte das sein? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
Denn auch 2 Jahre nach Bekanntgabe der strategischen Partnerschaft pendelt der Marktanteil von Windows Phone zwischen 2-3% und damit nahe an der Bedeutungslosigkeit. Auch Nokias Meldung zum 1. Quartal 2013, dass man insgesamt 5,6 Millionen Lumia Smartphones verkaufen konte kann nicht darüber hinwegtrösten, dass der ehemals finnische Gummistiefel Hersteller seit fast 9 Quartalen Geld verbrennt. Schaut man sich den weltweit von Gartner für 2013 prognostizierten Gesamtabsatz von ca. 1,8 Milliarden Mobilfunkgeräten an und bedenkt, dass davon mehr als 900 Millionen Smartphones über die Ladentheken gehen sind die paar Millionen Lumias wirklich zu vernachlässigen.
Hausgemachte Probleme bei Microsoft schaden Nokia
Dazu kommen hausgemachte Probleme beim Partner Microsoft, die mit ihrem eigenen Windows 8 Betriebssystem bisher nicht richtig bei den Usern landen konnten. Ein flugs ins Leben gerufener Fix auf Windows 8.1 soll nun das Desaster abwenden und dient hauptsächlich dazu dem User die Option einzuräumen auf den gewohnten Windows 7 Desktop zurückzuschalten. Durch die gewohnte Umgebung erhoffen sich die Microsoft Manager einen beschleunigten Umstieg der User auf Windows 8.
Warum dies alles Auswirkungen auf Nokia haben soll erklärt sich so; Microsoft Strategie bei der Entwicklung eines dualen Systems für Desktop und Mobile Devices beruhte von Anfang an auf der Annahme, dass Nutzer von Windows 8 automatisch zu einem Smartphone mit Windows Phone Betriebssystem greifen würden. Die Rechnung haben die Manager aber ohne den User gemacht, der bis heute keinerlei Gefallen an dem gekachelten Windows Aufguss zu haben scheint.
Schlimmer noch denn laut diverser Infos im Netz steht Microsoft vor einer großen Umstrukturierung. Steve Ballmer ewige Nr.1(a) nach der grauen Eminenz Bill Gates steht dieser Tage wohl schwer unter Druck endlich wieder Erfolge vorzuweisen. Misserfolge im eigenen Haus gepaart mit den gigantischen Erfolgen der Mitbewerber wie Google und Samsung haben Microsoft vom einstigen Leitwolf in die 2. Reihe katapultiert. So wird erwartet, dass Ballmer keinen Stein auf dem anderen lässt und die Konzernstruktur gehörig durcheinanderwirbelt. Man kann davon ausgehen, dass etliche Köpfe rollen werden und es zu internen Grabenkämpfen kommen wird. Diese internen Gefechte führen aber bekanntermaßen zur Bindung wichtiger Management Ressourcen was in der Folge negative Auswirkungen auf den Innovations- und Entwicklungsbereich im Konzern haben könnte.
Und damit wären wir dann wieder bei Nokia, die sich zum einen mit Microsoft einen (noch) potenten Partner an ihre Seite geholt haben, andererseits ziemlich allein auf weiter Flur dastehen. Meine früher aufgestellte Einschätzung, dass Nokia für Microsoft als verlängerte Werkbank und Testgelände für Windows Phone dient halte ich weiter aufrecht. Denn eines ist mal klar, würde Microsoft in Nokia einen interessanten Übernahmekandidaten sehen, dann wäre dieser Deal schon lange in trockenen Tüchern. Niemand anderer dürfte über mehr Insider Wissen bezüglich Nokia verfügen als die Redmonder selbst.
Gefährlicher Chinese Huawei?
Womit wir nun endlich beim spannenden Teil angelangt wären nämlich der angekündigten und sofort wieder dementierten Übernahmeofferte von Nokia seitens Huawei. Dazu will die Financial Times am Rande des Ascend P6 Events in London erfahren haben, dass Huawei unter gewissen Umständen an einer Übernahme von Nokia interessiert sei. Würde eine Übernahme überhaupt Sinn machen? Meine Antwort lautet eindeutig ja, denn mit der chinesischen Huawei bekäme Nokia ein extrem schnell wachsendes und zugleich finanzstarkes Mobilfunkunternehmen als Mutter an seine Seite gestellt. Dazu kämen Absatzkanäle in den bevölkerungsreichsten Ländern wie China und Indien in denen gerade die chinesischen Firmen führend sind.
Zur Veranschaulichung habe ich mal ein paar Zahlen von Yahoo Finance zusammengesucht. Demnach hat Huawei mit seinen über 65000 Mitarbeitern in 2012 bei einem Umsatz von 26,5 Milliarden Euro runde 1,8 Milliarden Euro netto verdient. Bei den Smartphone Verkäufen liegt Huawei mit rund 10 Millionen Geräten im ersten Quartal 2013 nach LG, Apple und Samsung mittlerweile auf dem 4. Platz. Dies bedeutet ein Wachstum von 100 Prozent gegenüber dem selben Vorjahreszeitraum.
Was hätte nun Huawei von der Übernahme? Für Huawei würde sich durch Nokia endlich das Tor zu den großen Wirtschaftsräumen in Europa und den USA öffnen auf denen sie bisher nur schwer oder gar nicht Fuss fassen konnten. Dazu muss man wissen, dass das amerikanische Repräsentantenhaus im Oktober 2012 zu der Auffassung kam, dass Firmen wie Huawei und ZTE eine Gefahr für die Sicherheit der USA darstellen da sie unter dem Einfluss der chinessichen Regierung stehen und dementsprechend agieren würden. Der Geheimdienst sprach darüber hinaus von möglicher Industriespionage und empfahl daraufhin dem Justizministerium eine offizielle Verbannung der beiden Unternehmen vom amerikanischen Markt.
In Europa ist die Lage nicht ganz so dramatisch wie in den USA, dennoch hat Huawei in Anbetracht stark gesättigter Märkte das Image des chinesischen Billigheimers inne, was eine Etablierung im Markt erschweren dürfte. Zudem wird der Eintritt Huaweis von der Markenkonkurrenz wie Apple, Samsung, HTC, LG und Sony durch sog. Provider-Partner-Programme erschwert. Auf gut deutsch die Provider sind an die Markenkonkurrenz gebunden und die hat gar kein Interesse Huawei irgendwelche Absatzslots zur Verfügung zu stellen.
Wie könnte ein erfolgreicher Übernahmedeal aussehen
Bleibt zum Schluss die Frage unter welchen Konditionen beide Seiten einem Deal zustimmen würden. Bei Nokia brennt es nach wie vor lichterloh und es braucht viel Cash und einen ebenso langen Atem um Windows Phone zum Erfolg zu führen. Womit wir bei Huaweis Wünschen angelangt wären, die zum einen aus Nokias Expertise im Smartphone Bau, seinen internationale Kontakten und dem Vertriebsnetzwerk bestehen. Eine Hauptforderung von Huawei, die einen möglichen Deal schon im Vorfeld platzen lassen könnte wäre eine vollständige Abkehr von Windows Phone hin zu Android. Mit einer weltweiten Gerätebasis von mehr als 900 Millionen Androiden und einer Marktdurchdringung von knapp 90 Prozent allein in China wäre Android ganz sicher Huaweis Wunsch-OS Nr.1 für zukünftige Nokia-Huawei Geräte. Somit steht und fällt die ganze Geschichte mit Nokias Partnerschaft zu Microsoft bzw. Stephen Elop als Chef von Nokia.
Denkbar wäre natürlich auch, dass sich Huawei über einen längeren Zeitraum Aktien über die Börse zusammenkauft um dann mit Hilfe eines strategischen Partners eine feindliche Übernahme zu starten. Im Januar hatte z.B. die Schweizer Nationalbank gemeldet, dass sie 50 Millionen Nokia Aktien halten würde. Diese letzte Option wäre für Nokia die wohl strategisch schlechteste Lösung, weil Huawei damit nicht mehr auf Wünsche seitens Nokia eingehen müsste!
Was haltet ihr von der ganzen Geschichte, Gäbe es noch andere Kandidaten für eine Übernahme und wer könnte das sein? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!