don_giovanni
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- 18.810
Sie nimmt immer mehr zu und betroffen sind vor allem die jungen Leute: Die Zeit vor dem Smartphone-Screen. In immer mehr Situationen gewöhnen wir uns an, auf das Display zu schauen und die unterschiedlichsten Dingen zu tun, manchmal aus Langeweile, aus Bequemlichkeit oder ab und zu - tatsächlich - auch, um eine ernstgemeinte Konversation mit jemandem zu führen. Doch für viele ist das Smartphone längst zu einem verlängerten Arm geworden, so dass es bereits Apps gibt, die messen, ob wir abhängig vom Smartphone sind. Eigentlich doch eine beängstigende Vorstellung: Sucht. Für die meisten von uns ein Wort, das wir eher mit Alkoholismus, Spielsucht oder Drogensucht verbinden, die für die allermeisten von uns (Gott sei Dank) nicht zum Alltag gehören. Doch es gibt tatsächlich eine Angst, die sich Nomophobie nennt - und sie ist weit stärker verbreitet und auch nicht ansatzweise so "lustig" wie Anatidaephobie, die (ausgedachte) Angst, von einer Ente beobachtet zu werden. Mehr als 66 Prozent der britischen Smartphone-Nutzer leiden Studien zufolge an der "No-Mobile-Phone-Phobia", der Angst vor der mobilen Unerreichbarkeit.
Das sind erschreckende Zahlen! Und trotzdem ist es gesellschaftlich eher unproblematisch, dass sich solche Verhaltensweisen etablieren. Denn schließlich sind von der Smartphone-Nutzung (in den Industrieländer) mittlerweile eine weite Mehrheit der Erwachsenen und Jugendlichen betroffen. Mittlerweile hat selbst meine Mutter ein Smartphone, die vor ein paar Jahren noch nicht einmal eine Email verschicken konnte oder wollte. Heute beherrscht sie nach nur wenigen Wochen ein Smartphone so, als habe sie immer eines gehabt. Und nutzt es auch so, WhatsApp und Co. inklusive. Eine amerikanische Studie zu Verbrauchergewohntheiten (PDF) stellte kürzlich fest, dass 55 Prozent der erwachsenen US-Amerikaner beim Autofahren das Smartphone nutzen. Dass sicherlich die meisten davon nicht nur damit navigieren werden, sollte wohl klar sein. Eine echte Gefahr für Leib und Leben, die jedoch in den Köpfen der meisten Menschen als solche nicht existiert. "Macht doch jeder, passiert eh nix!" Das denkt man solange, bis man den ersten Radfahrer auf der Haube hat oder das eigene Kind von einem unachtsamen Autofahrer angefahren wurde.
Doch nicht nur das immerhin per Gesetz geächtete Nutzen des Smartphones beim Autofahren ist mittlerweile ganz normal: Auch in einem Kino verwenden ein gutes Drittel der US-Amerikaner ihr Smartphone (mega unpassend!), fast ebenso viele während eines Dates im Restaurant oder bei einer Schulaufführung ihrer Kinder. Ein Fünftel nutzt das Smartphone zum Überstehen des Gottesdienstes, 12 % nehmen es gar mit unter die Dusche. Und ob ihr es glaubt oder nicht: Sogar 9 % der Befragten nutzen es beim Sex. In der Gruppe der 18-34 Jährigen steigt diese Zahl gar auf 20 % an! Ob die sich alle dabei filmen oder doch ne Runde Candy Crush spielen, beantwortet die Erhebung allerdings nicht. Warum all dies passiert, dieser Frage sind die Kollegen von Android Authority in einem umfangreichen Artikel nachgegangen.
Grundlegend scheint es bei der vermehrten Smartphone-Nutzung wohl vor allem darum zu gehen, ungenutzte Zeiträume zu überbrücken und Langeweile zu vertreiben. Wenn man auf eine Verabredung wartet, schaut man heute aufs Smartphone - und spart sich die s.g. social akwardness, einfach doof herumzusitzen. Doch kann dies wirklich die alleinige Erklärung dafür sein, warum wir uns heute das Smartphone quasi auf die Handfläche kleben? Warum die junge Dame mir letztens fast vors Fahrrad gefahren ist, weil sie lieber WhatsApp-Nachrichten beantwortet hat, als sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten?! Warum es genug Leute gibt, die in echten Gesprächssituationen das Smartphone rausholen und sich lieber diesem widmen?! Ich für meinen Teil sage immer: "Die Party ist vorbei, wenn ein Gutteil der Leute sich seine Smartphones anschaut." Und so ist es auch. Denn wenn die reale Situation uns nicht mehr befriedigt, holen wir uns eben unser Feedback irgendwo anders. Oder versuchen es zumindest.
Ob wir mit diesem Verhalten in die richtige Richtung steuern, vermag ich aus meiner Warte nicht unvoreingenommen zu beurteilen. Denn ich für meinen Teil finde es schon leicht unhöflich, wenn jemand während eines Gespräches dauernd auf seinem Smartphone unterwegs ist - wenn er dafür nicht grade einen guten Grund hat. Es gibt gute Gründe, definitiv. Aber bei einem gemeinsamen Essen mit Freunden soll man doch miteinder reden - und nicht der Freundin X aus Nürnberg schreiben, dass es grade so tolles Essen gab. Das soll man dem Sitznachbarn sagen, der es gekocht hat! Dann kann man es ja immer noch fotografieren und bei Facebook hochladen. Wenn man denn möchte.
Diskussion zum Beitrag
(im Forum "Plauderecke")
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Quellen:
Android Authority
Mobile Consumer Habits study (PDF)
Flickr
Das sind erschreckende Zahlen! Und trotzdem ist es gesellschaftlich eher unproblematisch, dass sich solche Verhaltensweisen etablieren. Denn schließlich sind von der Smartphone-Nutzung (in den Industrieländer) mittlerweile eine weite Mehrheit der Erwachsenen und Jugendlichen betroffen. Mittlerweile hat selbst meine Mutter ein Smartphone, die vor ein paar Jahren noch nicht einmal eine Email verschicken konnte oder wollte. Heute beherrscht sie nach nur wenigen Wochen ein Smartphone so, als habe sie immer eines gehabt. Und nutzt es auch so, WhatsApp und Co. inklusive. Eine amerikanische Studie zu Verbrauchergewohntheiten (PDF) stellte kürzlich fest, dass 55 Prozent der erwachsenen US-Amerikaner beim Autofahren das Smartphone nutzen. Dass sicherlich die meisten davon nicht nur damit navigieren werden, sollte wohl klar sein. Eine echte Gefahr für Leib und Leben, die jedoch in den Köpfen der meisten Menschen als solche nicht existiert. "Macht doch jeder, passiert eh nix!" Das denkt man solange, bis man den ersten Radfahrer auf der Haube hat oder das eigene Kind von einem unachtsamen Autofahrer angefahren wurde.
Doch nicht nur das immerhin per Gesetz geächtete Nutzen des Smartphones beim Autofahren ist mittlerweile ganz normal: Auch in einem Kino verwenden ein gutes Drittel der US-Amerikaner ihr Smartphone (mega unpassend!), fast ebenso viele während eines Dates im Restaurant oder bei einer Schulaufführung ihrer Kinder. Ein Fünftel nutzt das Smartphone zum Überstehen des Gottesdienstes, 12 % nehmen es gar mit unter die Dusche. Und ob ihr es glaubt oder nicht: Sogar 9 % der Befragten nutzen es beim Sex. In der Gruppe der 18-34 Jährigen steigt diese Zahl gar auf 20 % an! Ob die sich alle dabei filmen oder doch ne Runde Candy Crush spielen, beantwortet die Erhebung allerdings nicht. Warum all dies passiert, dieser Frage sind die Kollegen von Android Authority in einem umfangreichen Artikel nachgegangen.
Grundlegend scheint es bei der vermehrten Smartphone-Nutzung wohl vor allem darum zu gehen, ungenutzte Zeiträume zu überbrücken und Langeweile zu vertreiben. Wenn man auf eine Verabredung wartet, schaut man heute aufs Smartphone - und spart sich die s.g. social akwardness, einfach doof herumzusitzen. Doch kann dies wirklich die alleinige Erklärung dafür sein, warum wir uns heute das Smartphone quasi auf die Handfläche kleben? Warum die junge Dame mir letztens fast vors Fahrrad gefahren ist, weil sie lieber WhatsApp-Nachrichten beantwortet hat, als sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten?! Warum es genug Leute gibt, die in echten Gesprächssituationen das Smartphone rausholen und sich lieber diesem widmen?! Ich für meinen Teil sage immer: "Die Party ist vorbei, wenn ein Gutteil der Leute sich seine Smartphones anschaut." Und so ist es auch. Denn wenn die reale Situation uns nicht mehr befriedigt, holen wir uns eben unser Feedback irgendwo anders. Oder versuchen es zumindest.
Ob wir mit diesem Verhalten in die richtige Richtung steuern, vermag ich aus meiner Warte nicht unvoreingenommen zu beurteilen. Denn ich für meinen Teil finde es schon leicht unhöflich, wenn jemand während eines Gespräches dauernd auf seinem Smartphone unterwegs ist - wenn er dafür nicht grade einen guten Grund hat. Es gibt gute Gründe, definitiv. Aber bei einem gemeinsamen Essen mit Freunden soll man doch miteinder reden - und nicht der Freundin X aus Nürnberg schreiben, dass es grade so tolles Essen gab. Das soll man dem Sitznachbarn sagen, der es gekocht hat! Dann kann man es ja immer noch fotografieren und bei Facebook hochladen. Wenn man denn möchte.
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Quellen:
Android Authority
Mobile Consumer Habits study (PDF)
Flickr
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