P-J-F
Philosoph
- 17.610
Seit zwei Wochen habe ich den “Flagship Killer 2016” jetzt in Betrieb. Das OnePlus 2 soll der etablierten Konkurrenz das Fürchten lehren - und ein Full-HD Phablet mit aktuellem Prozessor, satten vier Gigabyte RAM, 64GB Speicher und Kamera mit optischem Bildstabilisator für 399€, sucht man dann auch sonst momentan vergebens. Zu bekommen ist es freilich noch sehr schwer - mehrere Millionen Namen stehen derzeit auf der Warteliste und wollen eine Einladung bekommen. Bis jeder versorgt ist wird es sich wohl abermals bis Ende des Jahres hinziehen. Lohnt es sich, auf den 5,5-Zoller aus China zu warten? Klickt hier direkt zum Videoreview oder lest ganz ausführlich die nächsten Zeilen, um es zu erfahren.
Der erste Eindruck - Verarbeitung
An der Verarbeitung des OnePlus 2 gibt es mal rein gar nichts zu meckern. Der matte Aluminiumrahmen verleiht dem Phablet zusammen mit der schlichten Front und der rauen “Sandstone”-Rückseite ein wirklich edles äußeres. Das zusätzliche Gewicht (175g) mag nicht jedermanns Sache sein, für mich verstärkt es den insgesamt sehr wertigen Eindruck. Selbiges gilt auch für alle Bedienelemente sowie die Bohrungen für den USB Type-C-Anschluss und den Lautsprecher. Die Anordnung von An/Aus-Schalter (unten) und Lautstärkewippe (oben) hätte meiner Meinung nach andersherum aber mehr Sinn gemacht, da man so besser an die Lautstärke herangekommen wäre, während der Onswitch im Grunde gar nicht benötigt wird (dazu gleich mehr).
Die Rückseite ist übrigens überraschend robust, dafür, dass man beim ersten mal Abmachen das Gefühl hat, sie gleich kaputt zu knicken. Auch der SIM-Karten-Einschub ist erfreulich leicht - und einfacher als so manchem Konkurrenzgerät - geregelt. Das Display ist auch aus spitzem Winkel noch gut lesbar und liefert kräftige und natürliche Farben. Die 1080p-Auflösung reicht auch bei dieser Größe vollkommen aus und ich bin froh, das mit OnePlus ein Hersteller hier nicht auf das ziemlich sinnfreie QHD-Wettrüsten eingegangen ist.
Vom ersten Moment der Benutzung an sind mir zwei Dinge aufgefallen: Alles geht rasend schnell und alles wirkt sehr aufgeräumt. Ersteres liegt natürlich am fixen und vor allem großen Arbeitsspeicher, Zweiteres an der Benutzeroberfläche Oxygen OS. Die ist nicht nur sehr nahe an Vanilla-Android (hier in Version 5.1.1 Lollipop), sondern auch so gar nicht typisch für ein Smartphone aus China. Sämtliche Symbole und Bedienleisten sind nämlich im Original übernommen und nicht noch verschlimmbessert, bzw. bunter gemacht worden. Wirklich minimalistisch ist auch der vorinstallierte App-Umfang. Bis auf Googles Kerndienste und einen Audio Editor gibt es mal überhaupt keine zusätzlichen Apps, noch nicht mal den obligatorischen eMail Client (weshalb ich für mein Exchange-Konto doch glatt Outlook installieren musste!). Sogar bei den Google-Apps ist die Zahl gemäß der neuen Richtlinien bereits reduziert. Google+ und Play Kiosk fehlten zum Beispiel auf meinem Exemplar.
Was (auch nach der Installation des ersten größeren Updates) nicht funktioniert hat, war die automatische Aktualisierung von einigen Widgets. Sowohl Outlook, Twitter als auch die Schlagzeilen von Spiegel Online haben keine neuen eMail/Tweets/Meldungen angezeigt, wodurch das Widget an sich natürlich nutzlos wird. Hier muss auf jeden Fall noch nachgebessert werden. Apropos Softwarefehler: Die automatische Rotation setzt ab und zu aus irgend einem Grund aus, was angesichts des großen und schönen Displays nun wirklich total überflüssig ist, wenn man plötzlich keine Fotos im Landscapemode betrachten kann und dies erst durch einen Neustart(!) zu beheben ist. Wirklich gut ist dagegen die automatische Helligkeit des Displays. Normalerweise schaltet ich die aus, aber beim OP2 läuft die sehr dynamisch und flüssig.
Nice to have - zusätzliche Features
Was haben die Entwickler mit Oxygen OS zusätzlich aufs Gerät gebracht? Es gibt mit “Shelf” einen Homescreen, der auf Wunsch immer ganz rechts erreichbar ist und die am häufigsten genutzten Apps und Kontakte anzeigt. Mir persönlich hat sich der Sinn und Nutzen nicht so ganz erschlossen, weshalb ich Shelf deaktiviert habe - das funktioniert ganz einfach über die Homescreen-Einstellung per langem Drücken auf den Touchscreen. Die kapazitiven Tasten lassen sich in ihrer Funktion umkehren, außerdem gibt es mehrere Sekundärfunktionen, wenn man länger gedrückt hält. Was meiner Meinung nach fehlt, sind Gesten oder Bedienelemente, um schneller eine Seite zurück zu scrollen oder auf den Homescreen zu kommen. Der Weg für den Daumen ist bei 5,5-Zoll schon recht weit. Zwar kann man (dauerhaft) auch virtuelle Tasten aktivieren, ich würde mir aber etwas ähnliches wünschen wie bei Huaweis Emotion UI, was frei am Bildschirmrand platzierbar ist.
Richtig großartig sind der eingefügte Fingerabdrucksensor sowie die erweiterte Gestensteuerung. Entsperren per linkem oder rechtem Daumen funktioniert bei mir wirklich in 9/10 Fällen und schnell geht es auch noch. So ungewohnt der kapazitive Button mit eingebautem Scanner vielleicht zunächst wirkt, so gut ist aber seine Funktion. Das einige Reviews hier von deutlich schlechtere Performance des Scanner sprechen, kann ich nicht bestätigen. Ein Trick ist vielleicht, bei der Erfassung den jeweiligen Finger (man muss ihn mehrfach auf den Scanner drücken) in unterschiedlicher Haltung einzuscannen, so dass möglichst viel der Gesamtoberfläche gespeichert wird. Insgesamt für mich - der die Fingerabdrucknummer bisher eher skeptisch betrachtet hat - ein tolles Gefühl, schnell und zuverlässig aus dem Stand-By direkt loszulegen. Double-tab-to-wake gibt es sonst auch - da wird aber natürlich dann noch zusätzlich der Fingerabdruck oder die Codeeingabe gefordert, ist also eher überflüssig. Mindestens genau so gut gefällt mir der Schnellzugriff auf die Kamera - einfach einen Kreis aufs deaktivierte Display zeichnen und schon geht sie an.
Die Kamera
Dann bleiben wir am besten direkt beim Thema “Kameras”. OIS, Laser-Autofokus, Dual-LED-Blitz und 13-Megapixel-Sensor - das OnePlus 2 wartet mit allem auf, was 2014/2015 an Equipment in Smartphone-Kameras auftaucht. Nun bin ich wahrlich kein Fotoprofi, aber aus meiner Sicht macht das Gerät sehr anständige Aufnahmen. Nutzt ihr die volle Auflösung, geht das nur in 4:3, wer lieber 16:9-Format haben möchte, kann dies einstellen, dann wird die Auflösung auf 8-Megapixel heruntergeschraubt. Im direkten Vergleich mit den derzeitigen Android-Spitzenreitern in dieser Kategorie (Samsung Galaxy S6 und LG G4 (H815)) liegt bei den Kollegen von Androidcentral mal das Eine, mal das Andere vorn. Der manuelle Fokus reagiert genau so wie der Auslöser sehr schnell und lädt direkt zu einigen Spielereien mit der Schärfe von Vorder- und Hintergrund ein. Probleme mit hakendem Auslöser oder generell schlechter Performance der Kamera, wie wiederum von anderen Testern beschrieben, habe ich nicht bemerkt. Videos könnt ihr in 720p (auch “Zeitraffer”), Full-HD (auch Zeitlupe) oder 4k aufnehmen, bei Letzterem warnt einen die Software, dass ihr nur Speicherkapazität für etwa zehn Minuten an Bord habt… Einen Profimodus mit manueller Einstellung aller Kamerawerte gibt es (noch) nicht - hier wird OnePlus eventuell nachbessern oder als Nutzer nimmt man einfach die alternative Lieblings-App. Die Hardware gibt jedenfalls einiges für gute Schnappschüsse her.
Wollt ihr allerdings gemachte Videos auf dem OnePlus 2 anschauen, dann empfehle ich euch dazu Kopfhörer zu benutzen, der verbaute Lautsprecher ist nämlich nur unteres Mittelmaß. Für ein Smartphone, dass sonst an jeder Ecke “Premium” ausstrahlt, ist der Sound viel zu schwach und blechernd. Auch der beim Systemstart mitlaufende Audio Tuner verbessert das Ergebnis nur geringfügig. Genau andersherum ist es beim Kopfhörerausgang, der klingt im Vergleich zu anderen Modellen zu dumpf und verzerrt bei großer Lautstärke sogar etwas - insgesamt lässt OnePlus in Sachen Audio einige Punkte liegen - schade! Da man bei 64GB Speicher eigentlich einen Großteil der Musiksammlung aufs OnePlus 2 laden könnte, hoffe ich mal darauf, dass die Entwickler hier noch per Update nachjustieren oder man zumindest mit der eigenen App (in meinem Fall Poweramp) den Sound verbessern kann (Edit: tatsächlich ist es dank nachgeregeltem Equalizer mit Poweramp etwas besser. Audiophile werden aber nicht überzeugt sein).
Oben: Ein paar Schnappschüsse bei grauem Wetter
Unten: Der Blitz liefert bei statischen Motiven auch in völliger Dunkelheit gute Ergebnisse
Was kann die Hardware?
Kommen wir zu einem der - buchstäblich - heiß diskutierten Themen rund um das OnePlus 2: Der Prozessorleistung. Kaum über ein anderes Smartphone ist in den vergangenen Wochen so viel in Sachen Abwärme geschrieben worden. Nun hat das Unternehmen mit seiner halben Mähr vom Qualcomm Snapdragon 810 v2.1 auch selbst einiges Öl ins Feuer gegossen. Und ja, das Phablet wird schon muckelig warm. Spürbar ist das bereits nach einigen Minuten Cardboad oder dem obligatorischen Benchmark-Lauf. Am wärmsten wird dabei die obere Ecke des OnePlus 2 direkt um die Kamera herum. Apropos Benchmark: Bei AnTuTu läuft das OnePus 2 zur Höchstform auf. Über 60.000 Punkte im 64-Bit-Modus und bei 32-Bit sind es immerhin noch knapp 52.000 Punkte. Leistung für aufwendige 3D-Shooter gibt es also genug und wer das im Winter gerne draußen macht, bekommt wenigstens keine kalten Finger. Also ja, OnePlus hat mit dem Snapdragon 810 einen umstrittenen Prozessor ins Haus geholt, allerdings reicht dessen Rechenleistung selbst im gedrosselten Modus für so ziemlich alles, was man ihm vor die Kerne wirft. Als Durchschnittlicher Nutzer wird man das SoC also kaum in die Knie zwingen. Eine wahre Freude - und das wiederum für jeden Nutzer wesentlich - ist dagegen, wie eingangs erwähnt, Multitasking. So schnell habe ich selten Apps aus der Karusselansicht geöffnet, benutzt und wieder gewechselt. Der schnelle RAM macht sich hier mit seinen 4GB deutlich bemerkbar.
Was bleibt über? Akkulaufzeit, LTE & Telefon, NFC & Wireless Charging
Der fest verbaute 3.300mAh Akku reicht auf jeden Fall, um über den Tag zu kommen. Einen zweiten schafft das OnePlus 2 dann schon eher nicht mehr komplett, bzw. abends sind nur noch 30% über, mit denen man dann nicht in den kommenden Arbeitstag gehen will - aufladen ist nämlich schwieriger als gewohnt, da plötzlich nicht mehr jedes microSD-Kabel passt… Die Akkulaufzeit ist also nicht überragend, aber auch nicht enttäuschend, bzw. schlechter, als bei so manchem Produkt mit bekannterem Namen. Gleiches kann im Grunde auch übers Telefonieren gesagt werden: Man selbst versteht den Gesprächspartner recht gut (wenngleich etwas leise), aber das Feedback über die eigene Stimmenqualität ist gespalten - das geht also besser. Besser mobil surfen als mit dem OnePlus 2 geht allerdings kaum. Im Hamburger Netz der Telekom und mit dem vorinstallierten Chrome Browser hatte ich stets (außer an den bekannten Lücken im U-Bahn-Netz) eine stabile 4G-Verbindung. NFC und Wireless Charging hätte ich natürlich beides gerne ausprobiert, allerdings hat sich das chinesische Startup gegen beide Techniken entschieden. Angeblich, weil viele Nutzer des OnePlus One den NFC-Chip sowieso nicht nutzen würden. Zukunftsorientiert sieht trotzdem irgendwie anders aus...
Fazit
Was wollt ihr? Ein schnelles Smartphone mit aufgeräumtem OS, richtig viel Speicherplatz und überdurchschnittlich guter Kamera? Dann fällt das OnePlus 2 genau in euer Beuteschema. So viel Leistung für “nur” 400€ sucht tatsächlich ihresgleichen. Dazu sieht es meiner Meinung nach richtig schick aus und wirkt kleiner als seine 5,5-Zoll. Die Akkulaufzeit ist nicht überragend, aber immerhin ausreichend und - wenn ihr denn eines ergattern könnt - ist dieses Gerät natürlich auf der Straße und im Betrieb auch ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Hinnehmen müsst ihr dafür vorerst noch einige Softwarefehler, die bei einem Gerät das “immerhin” 400€ kostet nicht vorkommen dürfen und von OnePlus noch behoben werden sollten/müssen. Ansonsten sind die Negativaspekt die wirklich unterdurchschnittliche Soundausgabe, die sich wahrscheinlich auch per Softwareupdate nur bedingt verbessern lässt. Für mich schließt das allerdings das OnePlus 2 - zusammen mit seiner Größe - als Erstgerät aus. Fehlendes NFC macht es zudem nicht wirklich zukunftssicher, immerhin geht mit Android- und Samsung Pay in den kommenden Wochen und Monaten ein extra darauf ausgelegter Bezahldienst an den Start. Für die Arbeit, um eMails zu bearbeiten, Sendepläne/Texte fürs Radio zu schreiben und als Reporter Fotos zu machen, ist es für mich allerdings trotzdem optimal und unter der Woche somit ein sehr guter Begleiter.
Reviews/Tests zum OnePlus 2
Plauderthread zum OnePlus 2
(im Forum "OnePlus 2")
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Die Rückseite ist übrigens überraschend robust, dafür, dass man beim ersten mal Abmachen das Gefühl hat, sie gleich kaputt zu knicken. Auch der SIM-Karten-Einschub ist erfreulich leicht - und einfacher als so manchem Konkurrenzgerät - geregelt. Das Display ist auch aus spitzem Winkel noch gut lesbar und liefert kräftige und natürliche Farben. Die 1080p-Auflösung reicht auch bei dieser Größe vollkommen aus und ich bin froh, das mit OnePlus ein Hersteller hier nicht auf das ziemlich sinnfreie QHD-Wettrüsten eingegangen ist.
Vom ersten Moment der Benutzung an sind mir zwei Dinge aufgefallen: Alles geht rasend schnell und alles wirkt sehr aufgeräumt. Ersteres liegt natürlich am fixen und vor allem großen Arbeitsspeicher, Zweiteres an der Benutzeroberfläche Oxygen OS. Die ist nicht nur sehr nahe an Vanilla-Android (hier in Version 5.1.1 Lollipop), sondern auch so gar nicht typisch für ein Smartphone aus China. Sämtliche Symbole und Bedienleisten sind nämlich im Original übernommen und nicht noch verschlimmbessert, bzw. bunter gemacht worden. Wirklich minimalistisch ist auch der vorinstallierte App-Umfang. Bis auf Googles Kerndienste und einen Audio Editor gibt es mal überhaupt keine zusätzlichen Apps, noch nicht mal den obligatorischen eMail Client (weshalb ich für mein Exchange-Konto doch glatt Outlook installieren musste!). Sogar bei den Google-Apps ist die Zahl gemäß der neuen Richtlinien bereits reduziert. Google+ und Play Kiosk fehlten zum Beispiel auf meinem Exemplar.
Was (auch nach der Installation des ersten größeren Updates) nicht funktioniert hat, war die automatische Aktualisierung von einigen Widgets. Sowohl Outlook, Twitter als auch die Schlagzeilen von Spiegel Online haben keine neuen eMail/Tweets/Meldungen angezeigt, wodurch das Widget an sich natürlich nutzlos wird. Hier muss auf jeden Fall noch nachgebessert werden. Apropos Softwarefehler: Die automatische Rotation setzt ab und zu aus irgend einem Grund aus, was angesichts des großen und schönen Displays nun wirklich total überflüssig ist, wenn man plötzlich keine Fotos im Landscapemode betrachten kann und dies erst durch einen Neustart(!) zu beheben ist. Wirklich gut ist dagegen die automatische Helligkeit des Displays. Normalerweise schaltet ich die aus, aber beim OP2 läuft die sehr dynamisch und flüssig.
Nice to have - zusätzliche Features
Was haben die Entwickler mit Oxygen OS zusätzlich aufs Gerät gebracht? Es gibt mit “Shelf” einen Homescreen, der auf Wunsch immer ganz rechts erreichbar ist und die am häufigsten genutzten Apps und Kontakte anzeigt. Mir persönlich hat sich der Sinn und Nutzen nicht so ganz erschlossen, weshalb ich Shelf deaktiviert habe - das funktioniert ganz einfach über die Homescreen-Einstellung per langem Drücken auf den Touchscreen. Die kapazitiven Tasten lassen sich in ihrer Funktion umkehren, außerdem gibt es mehrere Sekundärfunktionen, wenn man länger gedrückt hält. Was meiner Meinung nach fehlt, sind Gesten oder Bedienelemente, um schneller eine Seite zurück zu scrollen oder auf den Homescreen zu kommen. Der Weg für den Daumen ist bei 5,5-Zoll schon recht weit. Zwar kann man (dauerhaft) auch virtuelle Tasten aktivieren, ich würde mir aber etwas ähnliches wünschen wie bei Huaweis Emotion UI, was frei am Bildschirmrand platzierbar ist.
Richtig großartig sind der eingefügte Fingerabdrucksensor sowie die erweiterte Gestensteuerung. Entsperren per linkem oder rechtem Daumen funktioniert bei mir wirklich in 9/10 Fällen und schnell geht es auch noch. So ungewohnt der kapazitive Button mit eingebautem Scanner vielleicht zunächst wirkt, so gut ist aber seine Funktion. Das einige Reviews hier von deutlich schlechtere Performance des Scanner sprechen, kann ich nicht bestätigen. Ein Trick ist vielleicht, bei der Erfassung den jeweiligen Finger (man muss ihn mehrfach auf den Scanner drücken) in unterschiedlicher Haltung einzuscannen, so dass möglichst viel der Gesamtoberfläche gespeichert wird. Insgesamt für mich - der die Fingerabdrucknummer bisher eher skeptisch betrachtet hat - ein tolles Gefühl, schnell und zuverlässig aus dem Stand-By direkt loszulegen. Double-tab-to-wake gibt es sonst auch - da wird aber natürlich dann noch zusätzlich der Fingerabdruck oder die Codeeingabe gefordert, ist also eher überflüssig. Mindestens genau so gut gefällt mir der Schnellzugriff auf die Kamera - einfach einen Kreis aufs deaktivierte Display zeichnen und schon geht sie an.
Die Kamera
Dann bleiben wir am besten direkt beim Thema “Kameras”. OIS, Laser-Autofokus, Dual-LED-Blitz und 13-Megapixel-Sensor - das OnePlus 2 wartet mit allem auf, was 2014/2015 an Equipment in Smartphone-Kameras auftaucht. Nun bin ich wahrlich kein Fotoprofi, aber aus meiner Sicht macht das Gerät sehr anständige Aufnahmen. Nutzt ihr die volle Auflösung, geht das nur in 4:3, wer lieber 16:9-Format haben möchte, kann dies einstellen, dann wird die Auflösung auf 8-Megapixel heruntergeschraubt. Im direkten Vergleich mit den derzeitigen Android-Spitzenreitern in dieser Kategorie (Samsung Galaxy S6 und LG G4 (H815)) liegt bei den Kollegen von Androidcentral mal das Eine, mal das Andere vorn. Der manuelle Fokus reagiert genau so wie der Auslöser sehr schnell und lädt direkt zu einigen Spielereien mit der Schärfe von Vorder- und Hintergrund ein. Probleme mit hakendem Auslöser oder generell schlechter Performance der Kamera, wie wiederum von anderen Testern beschrieben, habe ich nicht bemerkt. Videos könnt ihr in 720p (auch “Zeitraffer”), Full-HD (auch Zeitlupe) oder 4k aufnehmen, bei Letzterem warnt einen die Software, dass ihr nur Speicherkapazität für etwa zehn Minuten an Bord habt… Einen Profimodus mit manueller Einstellung aller Kamerawerte gibt es (noch) nicht - hier wird OnePlus eventuell nachbessern oder als Nutzer nimmt man einfach die alternative Lieblings-App. Die Hardware gibt jedenfalls einiges für gute Schnappschüsse her.
Wollt ihr allerdings gemachte Videos auf dem OnePlus 2 anschauen, dann empfehle ich euch dazu Kopfhörer zu benutzen, der verbaute Lautsprecher ist nämlich nur unteres Mittelmaß. Für ein Smartphone, dass sonst an jeder Ecke “Premium” ausstrahlt, ist der Sound viel zu schwach und blechernd. Auch der beim Systemstart mitlaufende Audio Tuner verbessert das Ergebnis nur geringfügig. Genau andersherum ist es beim Kopfhörerausgang, der klingt im Vergleich zu anderen Modellen zu dumpf und verzerrt bei großer Lautstärke sogar etwas - insgesamt lässt OnePlus in Sachen Audio einige Punkte liegen - schade! Da man bei 64GB Speicher eigentlich einen Großteil der Musiksammlung aufs OnePlus 2 laden könnte, hoffe ich mal darauf, dass die Entwickler hier noch per Update nachjustieren oder man zumindest mit der eigenen App (in meinem Fall Poweramp) den Sound verbessern kann (Edit: tatsächlich ist es dank nachgeregeltem Equalizer mit Poweramp etwas besser. Audiophile werden aber nicht überzeugt sein).
Oben: Ein paar Schnappschüsse bei grauem Wetter
Unten: Der Blitz liefert bei statischen Motiven auch in völliger Dunkelheit gute Ergebnisse
Was kann die Hardware?
Kommen wir zu einem der - buchstäblich - heiß diskutierten Themen rund um das OnePlus 2: Der Prozessorleistung. Kaum über ein anderes Smartphone ist in den vergangenen Wochen so viel in Sachen Abwärme geschrieben worden. Nun hat das Unternehmen mit seiner halben Mähr vom Qualcomm Snapdragon 810 v2.1 auch selbst einiges Öl ins Feuer gegossen. Und ja, das Phablet wird schon muckelig warm. Spürbar ist das bereits nach einigen Minuten Cardboad oder dem obligatorischen Benchmark-Lauf. Am wärmsten wird dabei die obere Ecke des OnePlus 2 direkt um die Kamera herum. Apropos Benchmark: Bei AnTuTu läuft das OnePus 2 zur Höchstform auf. Über 60.000 Punkte im 64-Bit-Modus und bei 32-Bit sind es immerhin noch knapp 52.000 Punkte. Leistung für aufwendige 3D-Shooter gibt es also genug und wer das im Winter gerne draußen macht, bekommt wenigstens keine kalten Finger. Also ja, OnePlus hat mit dem Snapdragon 810 einen umstrittenen Prozessor ins Haus geholt, allerdings reicht dessen Rechenleistung selbst im gedrosselten Modus für so ziemlich alles, was man ihm vor die Kerne wirft. Als Durchschnittlicher Nutzer wird man das SoC also kaum in die Knie zwingen. Eine wahre Freude - und das wiederum für jeden Nutzer wesentlich - ist dagegen, wie eingangs erwähnt, Multitasking. So schnell habe ich selten Apps aus der Karusselansicht geöffnet, benutzt und wieder gewechselt. Der schnelle RAM macht sich hier mit seinen 4GB deutlich bemerkbar.
Was bleibt über? Akkulaufzeit, LTE & Telefon, NFC & Wireless Charging
Der fest verbaute 3.300mAh Akku reicht auf jeden Fall, um über den Tag zu kommen. Einen zweiten schafft das OnePlus 2 dann schon eher nicht mehr komplett, bzw. abends sind nur noch 30% über, mit denen man dann nicht in den kommenden Arbeitstag gehen will - aufladen ist nämlich schwieriger als gewohnt, da plötzlich nicht mehr jedes microSD-Kabel passt… Die Akkulaufzeit ist also nicht überragend, aber auch nicht enttäuschend, bzw. schlechter, als bei so manchem Produkt mit bekannterem Namen. Gleiches kann im Grunde auch übers Telefonieren gesagt werden: Man selbst versteht den Gesprächspartner recht gut (wenngleich etwas leise), aber das Feedback über die eigene Stimmenqualität ist gespalten - das geht also besser. Besser mobil surfen als mit dem OnePlus 2 geht allerdings kaum. Im Hamburger Netz der Telekom und mit dem vorinstallierten Chrome Browser hatte ich stets (außer an den bekannten Lücken im U-Bahn-Netz) eine stabile 4G-Verbindung. NFC und Wireless Charging hätte ich natürlich beides gerne ausprobiert, allerdings hat sich das chinesische Startup gegen beide Techniken entschieden. Angeblich, weil viele Nutzer des OnePlus One den NFC-Chip sowieso nicht nutzen würden. Zukunftsorientiert sieht trotzdem irgendwie anders aus...
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