Googles neuer Technikchef: Der Visionär und Futurist Raymond Kurzweil im Portrait

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don_giovanni

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Wer ist dieser Mann, den Google-Chef Larry Page vor nicht all zu lange Zeit zum Chef der Technik-Abteilung berufen hat? Wer verbirgt sich hinter dem Namen Raymond Kurzweil, den man vielleicht schon irgendwo einmal gelesen oder gehört hat, dem man aber nicht per se ein Gesicht zuordnen kann?! Erstmal möchte Raymond Kurzweil - in amerikanischer Manier - lieber "Ray" genannt werden. Er legt trotz seiner 19 Ehrendoktortitel und vier Jahrzehnten in der Entwicklung künstlicher Intelligenz keinen all zu großen Wert auf Förmlichkeiten. Dazu plagt ihn ein Laster, das vielen Genies (diese Bezeichnung trägt er zu Recht) anlastet: Die einfachen Dinge des Lebens stellen für ihn manchmal die größten Herausforderungen dar. Dem Journalisten des britischen The Guardian, der das dieser News zugrundeliegende Interview führte, konnte er nicht einmal einen klumpenfreien, genießbaren Kaffee zubereiten: "He offers me a cup of coffee and when I accept he heads into the kitchen to make it, filling a kettle with water, putting a teaspoon of instant coffee into a cup, and then moments later, pouring the unboiled water on top of it. He stirs the undissolving lumps and I wonder whether to say anything but instead let him add almond milk not eating dairy is just one of his multiple dietary rules and politely say thank you as he hands it to me. It is, by quite some way, the worst cup of coffee I have ever tasted." Auf der anderen Seite ist Raymond Kurzweil ein Visionär, Futurist und Computerkenner allererster Güte: Der heute 66-Jährigen programmierte bereits im Alter von 17 Jahren einen Computer dergestalt, dass dieser selbstständig annehmbare Musikresulate komponieren konnte. Später sagte er den Erfolg der intelligenten Technik voraus: Er prophezeite, dass 1998 erstmals ein Computer einen Menschen im Schach schlagen würde. 1997 schlug der IBM Deep Blue den Schach-Virtuosen Gary Kasparov. Es sind nur zwei von unzähligen Beispielen, die einen Blick auf die Vision dieses Mannes gewähren, der in den intelligenten Computern von Morgen einen Freund für die Menschen und eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sieht. Im Jahr 2029 sollen Computer laut seiner Idee so weit entwickelt sein, dass sie in der Lage sind zu Flirten. Und das ohne einen Menschen, der ihnen sagt "Los, flirte".

Kurzweil hat freilich nicht jedes Mal Recht, wenn er eine Entwicklung prophezeit, doch seine Quote ist erstaunlich hoch. Er galt lange Zeit als ein Aussenseiter, der mit seinem Denken nicht ganz in seine Zeit passen wollte. Heute wirken seine Ideen nicht mehr so radikal wie früher: Doch dies liegt daran, dass sich die Gesellschaft dahingehend verändert hat, Raymond Kurzweil ist der selbe Mensch gelieben. Dieser Mann hat den ersten Flachbettscanner erfunden, die erste optische Schrifterkennung und den ersten Vorleseautomaten. Dass seine Ideen Potential haben, hat man bei Google schon vor Jahren erkannt. Jetzt gab ihm Larry Page die Möglichkeit, seine Visionen umzusetzen - im Google-Maßstab: "Do it here. We'll give you the independence you've had with your own company, but you'll have these Google-scale resources", soll Larry Page laut Kurzweil zu ihm gesagt haben. Seitdem hat Google eine Vielzahl von Unternehmen aufgekauft, die sich zur Realisierung dieser Ambitionen verwenden lassen. So wurde etwas die Firma Boston Dynamics aquiriert, die sich auf lebendig wirkende Militärroboter spezilisiert hat. Danach folgte Nest Labs, ein Hersteller für intelligente Thermostate und Hausautomation. Auch das Start-up-Unternehmen DeepMind (mit dem Geschäftsfeld "künstliche Intelligenz") gehört nun zum Google-Imperium. Und dies waren nur die großen Deals: Zudem wurden die Firmen Bot & Dolly, Meka Robotics, Holomni, Redwood Robotics, Schaft und DNNresearch in einem langen Atemzug einverleibt. Der Suchmaschinenkonzern hat in Sachen Geld und Datenmengen einen schier endlosen Fundus, den Kurzweil nutzen kann, um die Suchmaschine Google noch intelligenter zu machen. Um sie Fragen beantworten zu lassen, noch bevor sie gestellt werden. Laut Kurzweil könnte eine verständnisbegabte Suchmaschine uns eines Tages besser kennen als unser eigener Partner, gar als wir selbst.

Ist dies ein Schritt hin zur Herrschaftübernahme der Roboter über die Menschen? Mancher ist kritisch gegenüber Kurzweils Ideen und Ambitionen eigenständiger Computerintelligenz. Dan Barry vom Institut für Robotik an der Singularity University etwa gibt zu bedenken: "At some point humans aren't going to be fast enough. So what you do is that you make them autonomous. And where does that end? Terminator?" Raymond Kurzweil sieht diese Gefahr nicht. Für ihn ist es klar, dass die Menschen sich im Lauf der Zeit immer an neue Technologien und Entwicklungen anpassen werden. Irgendwann würden auch Nanotechnologien zur Blutverdünnung oder zum Antreiben der Gehirnzellen von der Gesellschaft angenommen. Alles hat seine Zeit. Doch Zeit ist indes ein heikles Thema für den Mittsechziger: Er hat ein großes Problem mit dem Älterwerden. Er macht Werbung für x verschiedene Vitaminpräparate, schluckt täglich unzählige Pillen und lässt sich manche Mittel sogar spritzen, um den Alterungsprozess aufzuhalten. Er ist überzeugt, dass es irgendwann möglich sein wird, den Tod zu besiegen, auch wenn die Gesellschaft dies noch nicht hinreichend erkannt habe: "One of the major goals of religion is to come up with some story that says death is really a good thing. It's not. It's a tragedy." Kurzweil würde gerne ewig leben. Ob er dies in der verbleibenden Zeitspanne seines Lebens noch bewerkstelligen kann? Eines ist sicher: Er wird nichts unversucht lassen, um diese und seine vielen weiteren Visionen geradlinig und unbeirrbar weiter zu verfolgen.

Den Originalartikel könnt ihr in The Gurdian lesen, die deutsche (gekürzte) Übersetzung in Der Freitag.

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(im Forum "Plauderecke")

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Quellen:
Vielen Dank an unddasistgutso für den Hinweis auf diese News.
Der Freitag
The Gurdian
 
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