Google I/O 2017: Eindrücke eines Android-Enthusiasten

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P-J-F

P-J-F

Philosoph
17.610
Knapp zwei Stunden hat die Keynote zur Google I/O 2017 am Abend gedauert. Es wurde dementsprechend viel erzählt - unter anderem von CEO Sundar Pichai. Für mich ist dabei eines deutlich geworden: Google hat sich in seiner Außendarstellung verändert.

Dass hinter dem Unternehmen, das im Jahr 2016 knapp 90 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht hat, kein hippes junges Startup mehr steht, ist nachvollziehbar und dürfte wohl auch den meisten Interessierten klar sein. Immerhin ist man ja auch nur noch Teil einer noch größeren Maschine namens Alphabet. Trotzdem hatten es die Lenker und Macher für mich persönlich immer geschafft, sich mit eben dieser Aura - einer gewissen Leichtigkeit - zu umgeben. Gestern nun also knapp 120 Minuten Keynote und da wurde Punkt für Punkt abgearbeitet, wie in einem Jahresbericht für die Anleger. Alles realisierbar, alles schon in Planung oder sogar soweit fertig, dass es unmittelbar in diesen Tagen unter die Leute geht. Keine Moonshot-Projekte, kein: “Guckt mal, da arbeiten wir dran und wir wollen es (irgendwann) auf den Markt bringen”. Vorbei sind die Zeiten, als Sergej Brin uns die Möglichkeiten von Hangouts und Google Glass anhand einer Truppe Fallschirmspringer über San Francisco demonstriert hat.

Stattdessen bekommen wir jede Menge Ausbaumaterial zu Google Home. Die smarte Box geht diesen Sommer unter anderem auch in Deutschland an den Start. Außerdem soll Streaming auch direkt per Bluetooth möglich gemacht werden. Anrufe ohne eine Handgriff ans Smartphone werden ebenfalls eingebaut und darüber hinaus erstellt der Assistant in Google Home ab sofort auch Kalendereinträge...ok…

Apropos Assistant, den bringt Google jetzt auch in den Apple Appstore, also für iOS. Ob es tatsächlich IPhone-Nutzer gibt, die nur darauf gewartet haben, dass sie neben der (fest integrierten) Siri noch ein entsprechendes Programm installieren können? Achso, wer sich noch schämt, dem Assistenten fragen zu stellen, kann diese demnächst auch einfach eintippen - wow! Ich erinnere mich noch sehr gut, als man in Mountain View noch richtig stolz darauf gewesen ist, dass Google Now schon fast genauso gut mit Sprachkommandos umgehen kann, wie mit eingetippten Befehlen, jetzt ist die Begeisterung also genau andersherum. Gut, das neue Google Lens ist wahrscheinlich ganz nützlich. Da erkennt der Assistent Gegenstände, die per Smartphone-Kamera aufgenommen werden. Revolutionär ist die Idee allerdings bei weitem nicht. Immerhin kann der Übersetzer das für Text und Schriftzeichen schon eine Zeit und letztendlich handelt es sich um die zeitgemäße Version von Google Goggles.

Google Photos bekommt aus meiner Sicht das sinnvollste Update verpasst: Dort lassen sich nämlich demnächst in der App Gegenstände auf Fotos entfernen, beispielsweise der lästige Zaun, durch den man hindurch fotografieren musste. Das geht bislang nur mit kostspieliger Software so richtig gut - aber warten wir mal die ersten realen Ergebnisse außerhalb der I/O-Keynote ab. Ein weiteres Update, welches aktuell direkt verteilt wird, sind schlaue Antworten für Gmail (“smart replies”). Wer mal Hangouts auf einem aktuellen Wearable genutzt hat oder die hauseigene Gmail-Alternative “nbox in Betrieb hat, kennt das Feature schon.

Google will ganz klar dauerhaft einen Teil des Virtual Reality-Kuchens abhaben. Deshalb hat man auf der I/O ein VR-Headset namens “Standalone” angekündigt, welches - wie der Name vermuten lässt - kein Smartphone benötigt, um in virtuelle Welten einzutauchen. Die Positionsbestimmung soll rein über die Sensoren im Headset funktionieren - keine Kabel, keine Telefon, kein PC, so der Seitenhieb in Richtung Sony Playstation und Oculus Rift. HTC und Lenovo sind mit an Bord und wollen für die Plattform irgendwann auch eigene Hardware anbieten.

Und was ist mit Android? Richtig: Bislang ist der Name unsere mobilen Lieblings-OS noch nicht einmal gefallen. Keine Sorge, Google hat natürlich nicht vor, es einzustampfen und gegen Andromeda oder Fuchsia oder sonstwas auszutauschen, außer dem Startschuss für die offene Betaphase von Android O (verfügbar für alle Google-Phones von Nexus 5X - Pixel) war Android meiner Meinung nach fast schon eine Randerscheinung auf der diesjährigen Keynote, obwohl man fast 50% der Zeit über das OS gesprochen hat. Außer natürlich, dass CEO Sundar Pichai verkündet hat, dass weltweit mittlerweile über zwei Milliarden aktive Androiden unterwegs sind.

Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass in der nächsten Iteration mit “Android Go” quasi eine Basisvariante im Betriebssystem integriert ist. Diese soll dann auf Geräten mit einem Gigabyte RAM (oder weniger) für einen stabilen und immer noch flüssigen Ablauf sorgen. Keine Ausrede also mehr für Hersteller, die ihre Budget-Modelle mit einer älteren Version verkaufen, weil die Anpassung an die schwächere Hardware angeblich zu aufwendig sei. Gleichzeitig verspricht Google, auch alle seine hauseigenen Dienste und Kern-Apps mit einem entsprechenden “Go-Modus” auszustatten. Das ist möglicherweise gleichzeitig die Absage an weitere Android One-Geräte. Die ersten Modelle für den “Go”-Standard werden nicht vor 2018 erwartet, das ist aber auch wenig verwunderlich, da Android O ja erst im Herbst als Vollversion verfügbar sein wird.


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(im Forum "Allgemeines zu Google")

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