don_giovanni
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- 18.810
Nachdem am gestrigen Tage die Vermittlungsgespräche zwischen Apple und Samsung gescheitert waren, haben die beiden Prozessparteien ihre Abschluss-Plädoyers gehalten. Beide Parteien haben dabei schwere Geschütze aufgefahren und der Jury eine Menge Stoff zum Nachdenken gegeben - der Ausgang der Prozesses ist völlig offen. Zum Ablauf des gestrigen Tages: Im Gerichtssaal tummelten sich bereits drei Stunden vor Beginn der Verhandlung enorm zahlreiche Vertreter der internationalen Presse. Als dann die Mitglieder der Jury von Richterin Lucy Koh in den Saaal geführt wurden, glich der Anblick beinahe einer Prozession. Doch was darauf folgte, war quasi die unendliche Geschichte: 109 Seiten Instruktionen für die Jury wurden verlesen, Richterin Koh brauchte hierfür mehrere Stunden. Nach einer vorgezogenen Mittagspause begann jedoch das eigentliche Spektakel.
Harold McElhinny begann das Statement von Apple an die Jury, in dem er erklärte, in einem derart umfangreichen Prozess sei es wichtig, sich auf die Dokumente zu stützen, denn Zeugen könnten inkorrekt sein. Doch auf Geschriebenes könne man sich verlassen: "Historical documents are almost always where the truth lies. [...] If you want to find out what really happened, if you want to see the truth, make a chronology of it." Steve Jobs habe die Welt mit dem iPhone geschockt und die mobile Kommunikation revolutioniert. Samsung verfüge lediglich über ein immergleiches Produkt Line-up, das sich nach der Einführung des iPhones deutlich schlechter verkauft habe. Daraufhin habe Samsung in einem Drei-Monats-Zeitraum das Samsung Galaxy S erschaffen, um damit "world's most successful product" zu kopieren und auf der Ruhmeswelle mitzuschwimmen. Auch habe keiner der Samsung-Zeugen jemals eine offensichtliche Ähnlichkeit dieser beiden Produkte verneint. Stattdessen hätten Samsungs Anwälte sich geschickt an kleineren Design-Unterschieden aufgehangen. Samsungs Strategie sei im übertragenen Sinne "Wortklauberei". "They have spent a billion dollars mimicking our designs and holding it out to the world so the Apple design is no longer seen as unique", erklärte McElhinny weiter.
Danach war Samsung an der Reihe, seine Salven abzufeuern. Samsungs Anwalt Charles Verhoeven setzte den Hebel an einer besonders empfindlichen Stelle an: Er stellte den Prozess nicht als das Aufeinandertreffen zwei zänkischer Technologie-Konzerne dar, sondern verglich die Arbeit der beiden Unternehmen mit dem Amerikanischen Traum. Apple versuche deutlich mit seinem Verhalten, den US-Markt frei von äußeren Einflüssen zu halten. Allerdings sei doch von niemandem zu verleugnen dass "competition is what built this country." Die Entscheidung der Jury würde den Weg des Wettbewerbes in den USA für die Zukunft stark beeinflussen und sei deshalb so besonders wichtig. Dass Samsung Apple-Kunden mit ihren Designs verwirre, stellte er als absolut falsch dar. "The fact is consumers make choices, not mistakes... there's no deception, there's no confusion, and Apple has no credible evidence of it." Apple glaube, das Monopol auf alle Touchscreen-Geräte mit abgerundeten Ecken zu haben. Dies sei so konfus, man brauche sich doch nur in einem Geschäft die TV-Geräte anzuschauen: Diese seien auch alle boxenförmig, besitzen alle Flatscreens und ein minimalistischen Design. Aber verklagen sich diese Hersteller alle gegenseitig? Weiterhin zerpflückte Verhoeven noch die Apple-Zeugin Susan Kare. Die Designerin hatte in ihren Aussagen vor Gericht den ein oder anderen nicht gerade glücklichen Kommentar abgegeben und sich dadurch angreifbar gemacht. Der gesamte Prozess, so Verhoeven, bestehe aus handgemachte Wellen von Apple: Niemals sei ein Kunde sich nicht darüber im klaren gewesen, ob er ein Samsung- oder ein Apple-Gerät gekauft habe - diese Behauptung sei schlicht und ergreifend falsch.
Apple Anwalt William Lee startete daraufhin Apples Gegen-Attacke. Er erhob schwere Plagiatsvorwürfe und sagte zur Jury: "They copied our product, but what they're saying to you is 'we don't want to pay.'" Apple habe fünf Jahre in die Entwicklung des iPhone investiert und Samsung habe es innerhalb von drei Monaten kopiert. Dies sei die einfache, klare und unbestreitbare Wahrheit. Samsung habe vor dem Launch des iPhones in einer Designkrise gesteckt - die drei Monate später mit dem Galaxy S behoben war. Dies könne einfach kein Zufall sein - da es ja eben - laut Apple - auch keiner ist. An die Jury gewandt, sprach Lee: "You're going to have to decide who lived by the rules and who didn't live by the rules. And those who didn't live by the rules were Samsung." (Wie schön, dass er schon der Jury ihre Arbeit abnimmt und die garnicht mehr entscheiden müssen, oder?) Daraufhin trat erneut McElhinny auf, der sich Samsungs Konkurrenz- und Marktwirtschafts-Argumentation annahm: Es gäbe nun einmal das amerikanische Patentsystem, um geistiges Eigentum zu schützen. Auch dies sei Teil der amerikanischen Kultur. Zudem müsse man Samsung deutlich in die Schranken weisen: "They will not change their way of operating if you slap them on the wrist".
Nun trat noch einmal Samsung-Anwalt Verhoeven auf, der eine - für die Jury ermüdende - Ausführung zu FRAND Verstößen startete. Am Ende seiner Ansprache sagte er jedoch noch einmal magische und feuerentzündende Worte: "Let's have Samsung compete freely in the marketplace instead of Apple trying to stop it in the courtroom."
Nun liegt es bei den Geschworenen. Wir werden den Fall für euch weiter verfolgen und euch berichten, wie es weitergeht.
[OFFURL="https://www.android-hilfe.de/smalltalk-offtopic/164433-der-samsung-vs-apple-patent-geschmacksmusterkrieg-sammelthread-97.html#post3892964"]Diskussion zum Beitrag [/OFFURL]
(Im Forum "Samsung Allgemein")
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Quellen: Apple and Samsung go for blood in closing arguments | The Verge
http://4lounge.net/wp-content/upload...vs-Samsung.jp
http://apublicdefender.com/wp-content/uploads/2010/05/bbc_the_verdict_jury.jpg
Harold McElhinny begann das Statement von Apple an die Jury, in dem er erklärte, in einem derart umfangreichen Prozess sei es wichtig, sich auf die Dokumente zu stützen, denn Zeugen könnten inkorrekt sein. Doch auf Geschriebenes könne man sich verlassen: "Historical documents are almost always where the truth lies. [...] If you want to find out what really happened, if you want to see the truth, make a chronology of it." Steve Jobs habe die Welt mit dem iPhone geschockt und die mobile Kommunikation revolutioniert. Samsung verfüge lediglich über ein immergleiches Produkt Line-up, das sich nach der Einführung des iPhones deutlich schlechter verkauft habe. Daraufhin habe Samsung in einem Drei-Monats-Zeitraum das Samsung Galaxy S erschaffen, um damit "world's most successful product" zu kopieren und auf der Ruhmeswelle mitzuschwimmen. Auch habe keiner der Samsung-Zeugen jemals eine offensichtliche Ähnlichkeit dieser beiden Produkte verneint. Stattdessen hätten Samsungs Anwälte sich geschickt an kleineren Design-Unterschieden aufgehangen. Samsungs Strategie sei im übertragenen Sinne "Wortklauberei". "They have spent a billion dollars mimicking our designs and holding it out to the world so the Apple design is no longer seen as unique", erklärte McElhinny weiter.
Danach war Samsung an der Reihe, seine Salven abzufeuern. Samsungs Anwalt Charles Verhoeven setzte den Hebel an einer besonders empfindlichen Stelle an: Er stellte den Prozess nicht als das Aufeinandertreffen zwei zänkischer Technologie-Konzerne dar, sondern verglich die Arbeit der beiden Unternehmen mit dem Amerikanischen Traum. Apple versuche deutlich mit seinem Verhalten, den US-Markt frei von äußeren Einflüssen zu halten. Allerdings sei doch von niemandem zu verleugnen dass "competition is what built this country." Die Entscheidung der Jury würde den Weg des Wettbewerbes in den USA für die Zukunft stark beeinflussen und sei deshalb so besonders wichtig. Dass Samsung Apple-Kunden mit ihren Designs verwirre, stellte er als absolut falsch dar. "The fact is consumers make choices, not mistakes... there's no deception, there's no confusion, and Apple has no credible evidence of it." Apple glaube, das Monopol auf alle Touchscreen-Geräte mit abgerundeten Ecken zu haben. Dies sei so konfus, man brauche sich doch nur in einem Geschäft die TV-Geräte anzuschauen: Diese seien auch alle boxenförmig, besitzen alle Flatscreens und ein minimalistischen Design. Aber verklagen sich diese Hersteller alle gegenseitig? Weiterhin zerpflückte Verhoeven noch die Apple-Zeugin Susan Kare. Die Designerin hatte in ihren Aussagen vor Gericht den ein oder anderen nicht gerade glücklichen Kommentar abgegeben und sich dadurch angreifbar gemacht. Der gesamte Prozess, so Verhoeven, bestehe aus handgemachte Wellen von Apple: Niemals sei ein Kunde sich nicht darüber im klaren gewesen, ob er ein Samsung- oder ein Apple-Gerät gekauft habe - diese Behauptung sei schlicht und ergreifend falsch.
Apple Anwalt William Lee startete daraufhin Apples Gegen-Attacke. Er erhob schwere Plagiatsvorwürfe und sagte zur Jury: "They copied our product, but what they're saying to you is 'we don't want to pay.'" Apple habe fünf Jahre in die Entwicklung des iPhone investiert und Samsung habe es innerhalb von drei Monaten kopiert. Dies sei die einfache, klare und unbestreitbare Wahrheit. Samsung habe vor dem Launch des iPhones in einer Designkrise gesteckt - die drei Monate später mit dem Galaxy S behoben war. Dies könne einfach kein Zufall sein - da es ja eben - laut Apple - auch keiner ist. An die Jury gewandt, sprach Lee: "You're going to have to decide who lived by the rules and who didn't live by the rules. And those who didn't live by the rules were Samsung." (Wie schön, dass er schon der Jury ihre Arbeit abnimmt und die garnicht mehr entscheiden müssen, oder?) Daraufhin trat erneut McElhinny auf, der sich Samsungs Konkurrenz- und Marktwirtschafts-Argumentation annahm: Es gäbe nun einmal das amerikanische Patentsystem, um geistiges Eigentum zu schützen. Auch dies sei Teil der amerikanischen Kultur. Zudem müsse man Samsung deutlich in die Schranken weisen: "They will not change their way of operating if you slap them on the wrist".
Nun trat noch einmal Samsung-Anwalt Verhoeven auf, der eine - für die Jury ermüdende - Ausführung zu FRAND Verstößen startete. Am Ende seiner Ansprache sagte er jedoch noch einmal magische und feuerentzündende Worte: "Let's have Samsung compete freely in the marketplace instead of Apple trying to stop it in the courtroom."
Nun liegt es bei den Geschworenen. Wir werden den Fall für euch weiter verfolgen und euch berichten, wie es weitergeht.
[OFFURL="https://www.android-hilfe.de/smalltalk-offtopic/164433-der-samsung-vs-apple-patent-geschmacksmusterkrieg-sammelthread-97.html#post3892964"]Diskussion zum Beitrag [/OFFURL]
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Quellen: Apple and Samsung go for blood in closing arguments | The Verge
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